: Von Angst keine Spur
Die deutschen Fußballfrauen besiegen im WM-Viertelfinale Russland mit 7:1, stellen dabei einen neuen WM-Torrekord auf und treffen nun am Montag auf die nur noch leicht favorisierten USA
aus Portland RAINER HENNIES
Das Halbfinale ist erreicht, die Olympia-Teilnahme zudem gesichert – die deutschen Fußballfrauen haben ihre WM-Pflicht somit also schon erfüllt. Die düsteren Befürchtungen vor dem Viertelfinale in Portland, Gegner Russland könne für eine unangenehme Überraschung sorgen, bewahrheiteten sich jedenfalls nicht. Nur in der ersten Halbzeit konnten die Russinnen einigermaßen mithalten, danach aber wurden sie von der deutschen Mannschaft des Trainerduos Tina Theune-Meyer und Silvia Neid geradezu deklassiert; 7:1 hieß es am Ende. Im Halbfinale treffen die DFB-Frauen am Montag (1.30 Uhr, ZDF) nun auf Gastgeber USA, die sich in ihrem Viertelfinale gegen den Olympiasieger Norwegen mit 1:0 durchsetzten. Das zweite Halbfinale bestreiten ebenfalls am Montag Kanada, das überraschend 1:0 gegen China gewann, sowie Schweden (2:1-Sieger über Brasilien).
Gegen die Russinnen zeigte die deutsche Frauschaft ihre ganze Klasse, und das, obwohl es die verletzte Steffi Jones zu ersetzen galt. Sandra Minnert nahm ihre zentrale Position in der Abwehr ein, Stefanie Gottschlich rückte auf den Platz von Minnert. Nach vorne wiederum ließ Theune-Meyer mit Martina Müller eine zusätzliche Angreiferin agieren, Offensivmut, der sich mit zunehmender Spieldauer immer mehr auszahlen sollte. Zwar bot Russland bis zur Halbzeit eine ansprechende Leistung und ließ lediglich eine 1:0-Pausenführung durch Maren Meinert (25.) zu, danach aber gab es kein Halten mehr: Dem 2:0 von Sandra Minnert (56.) ließen Pia Wunderlich (58.) und Kerstin Garefrekes (60.) weitere Treffer folgen. Russlands Illusionen von einer möglichen Überraschung zerplatzten somit innerhalb von wenigen Minuten. In der Schlussphase der Partie spielte sich Birgit Prinz mit zwei Treffern (80./89.) in den Vordergrund. Die Stürmerin führt nun mit sechs Treffern die WM-Torschützenliste an. Das zwischenzeitliche sechste Tor markierte Kerstin Garefrekes (85.). Am neuen WM-Torrekord konnte somit auch der Ehrentreffer der Russinnen von Elena Danilowa (70.) nichts mehr ändern.
Da ist es kein Wunder, dass die deutschen Spielerinnen allesamt optimistisch gestimmt ins Halbfinale gegen die USA ziehen. Übergroße Ehrfurcht vor dem ehedem fast übermächtigen Gegner zeigen Birgit Prinz und Co. jedenfalls nicht. „Mit unseren Spielen und Resultaten brauchen wir uns nicht zu verstecken“, gibt sich Silke Rottenberg selbstbewusst. „Wir haben hier guten Fußball gezeigt und von Spiel zu Spiel Selbstvertrauen getankt. Wir werden uns auch gegen die USA was einfallen lassen“, verspricht zudem Maren Meinert.
Sätze, die in der Tat vor Selbstbewusstsein strotzen – und keineswegs ganz unbegründet scheinen. Seit dem Viertelfinal-Aufeinandertreffen bei der WM 1999, als Deutschland trotz zweimaliger Führung noch 2:3 verlor, hat sich die DFB-Elf doch enorm entwickelt. „Damals hatten wir Angst ohne Ende“, erinnert sich Maren Meinert, davon ist diesmal nichts zu spüren. Erfahrener, findet Birgit Prinz, sei die deutsche Mannschaft geworden, reifer und abgeklärter. Zudem dürfte sich auszahlen, dass mittlerweile nicht nur Prinz, sondern auch die ein oder andere Kameradin den Weg in die US-Profiliga gefunden hat – und dort als Leistungsträger fungiert.
„Natürlich sind die Amerikanerinnen stark“, sagt entsprechend Birgit Prinz, glaubt aber auch, dass die anstehende Aufgabe eher leichter wird als die gegen Russland. Prinz: „Die USA sind Favorit und haben den Druck. Wir hingegen können nur gewinnen.“ Zu was das führen könnte, lässt die Stürmerin nicht unerwähnt: „Wir wollen ins Finale.“