Sandwich gegen Amerika

Wegen Protesten in den USA zog die Franchise-Kette „Subway“ deutsche Werbung für „Supersize Me!“ zurück

Die Sandwich-Kette „Subway“ wirbt mit dem geringen Fettgehalt seiner Sandwiches. Da bot es sich an, gleichzeitig den Anti-„McDonald’s“-Film in Deutschland anzupreisen mit Filmplakaten und bunt bedrucktem Reklame-Papier auf den Serviertabletts. Wie sich herausstellte, waren jedoch diese Werbeunterlagen antiamerikanisch. Bei konservativen US-Amerikanern lösten sie Entrüstung aus.

Hauptkritikpunkt war eine fettleibige Freiheitsstatue, die statt der Fackel eine Portion Fritten in der Hand hält. Das Unheil begann Ende Juli in einer Münchner „Subway“-Filiale. Ein US-Tourist steckte sich dort einen der Werbezettel ein. Kaum zu Hause angekommen, informierte er sofort das „Center for Individual Freedom“ (CIF) und übergab ihm das Beweismaterial: den Papierunterleger und einen Werbe-Flyer. Eines der darin enthaltenen Werbebildchen zeigte einen Burger, der in Hochhäuser kracht, aus denen verschreckte Menschen fliehen. Das „Center for Individual Freedom“ beschloss, diesen krassen Fall von Antiamerikanismus zu verfolgen. Zu einer Stellungnahme aufgefordert, erklärte ein „Subway“-Sprecher, dass die deutschen Franchise-Nehmer eigenverantwortlich handeln. Dieser Hinweis befriedete die Konservativen nicht.

Marshall Manson, Sprecher des CIF, beklagte, dass „Subway“ mit antiamerikanischen Ressentiments Geld machen wolle. Per E-Mail forderte er 200.000 Unterstützer dazu auf, sich bei dem „Subway“-Chef Fred DeLuca persönlich zu beschweren. Außerdem wurde eine E-Mail an den deutschen Botschafter geschickt. Eine andere konservative Gruppe, das National Legal and Policy Center (NLPC), kontaktierte den republikanischen Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Tom DeLay, und sicherheitshalber auch gleich US-Verteidigungsminister Rumsfeld. Nun ging es auch um die Formulierung der Frage „Warum sind die Amis so fett?“ (beleidigend!). Zeit für eine Entschuldigung, meinte der Republikaner DeLay. Diesem politischen Druck war „Subway“ nicht länger gewachsen. Am 2. August kündigte der Gründer der Sandwich-Kette überraschend an, die Werbung in Deutschland zurückzuziehen. Er erklärte, dass die deutschen Franchise-Nehmer ihm täglich versicherten, wie unangenehm sie diese Geschichte fänden.

In einigen Filialen lag die Reklame jedoch bis weit in den August aus. Wahrscheinlich waren die Angestellten zu sehr damit beschäftigt, in den USA anzurufen, um ihr Bedauern auszudrücken. STEFAN WESSEL