: Mein erster Verlag
„Schöngeist“ nennt sich Bremens jüngster Verlag. Sein erstes Buch wird über Books on Demand veröffentlicht: „Der Dämon – Eine Erzählung aus dem Leben Hugo Wolfs“
„Ich habe vor vier Jahren das Buch über Hugo Wolf im Antiquariat entdeckt, weil der Titel mich angesprochen hat“, erzählt Sven Venzke. „Ich kannte den Komponisten damals gar nicht und war sehr begeistert von der Sprache des Buches.“ Da das Buch nicht mehr verlegt wird, konnte der 26-jährige Bremer Jura-Student die Rechte günstig erwerben – und gründete 2002 seinen Schöngeist-Verlag. Ziel soll es sein, alte und nicht mehr im Buchhandel erhältliche Literatur zu verlegen.
Für Josef Marschalls Roman „Der Dämon – Eine Erzählung aus dem Leben Hugo Wolfs“ bedeute dies für Venzke, jede einzelne Seite einzuscannen. Ein Textverarbeitungsprogramm übertrug die alte Schrift in moderne Typografie. Das Werk musste neu lektoriert, eine ISBN-Nummer beantragt werden.
Fürs Nachwort konnte Venzke den Präsidenten der österreichischen Gesellschaft für Musikwissenschaft, Peter Revers, gewinnen. Das solle der Wiederauflage Aufmerksamkeit und Seriosität verschaffen. Venzkes Anspruch: „Das Buch soll richtig professionell aussehen.“ Jetzt hält er es in den Händen: das cremefarbene Papier passt gut zur historisch schwarzweißen Cover-Fotografie.
Sven Venzke entschied sich für die Veröffentlichung bei Books on Demand (BoD). Denn in Druckereien werden nur Erstauflagen von mindestens 1.000 Stück ausgeliefert. Das kostet. Die Bücher müssen danach gelagert werden. Das kostet auch. Und ob man sie jemals verkaufen kann? Um das Risiko zu minimieren, ließ Venzke bei BoD eine Kleinauflage von 350 Büchern drucken. Eine Bremer Buchhandlung in der Innenstadt hat sein Buch schon ins Schaufenster gestellt – und wartet auf Leser.
Venzke rechnet mit einem Verkaufserlös. Diesen will er in das nächste Projekt investieren – vielleicht ein Buch des chinesischen Literatur-Nobelpreisträgers Gao Xingjian.
Doch von den Büchern leben, daran glaubt der Jungverleger nicht. Auf jeden Fall will er seine Juristen-Ausbildung beenden. Und bleibt bescheiden: „In dem ganzen Buch steht nicht einmal mein Name. Nur die Initialen SV des Schöngeist-Verlags sind mit denen meines Namens identisch.“ ANNA POSTELS