„So, und jetzt Feedback“

Bremer Books on Demand-Autoren treffen sich regelmäßig zum Stammtisch: eine Art Selbsthilfegruppe und erstes Publikum für Lesungen unveröffentlichter Texte. Größter Wunsch: mal mit einem Buch bei einem richtigen Verlag herauskommen

Anja Bergmann will Schriftstellerin werden und arbeitet an ihrem ersten Buch. Einen Verlag hat sie nicht, will daher bei Books on Demand (BoD) veröffentlichen. Hilfe zur Selbsthilfe bietet dabei der monatliche Bremer BoD-Stammtisch.

An einem lauen Sommerabend stecken fünf AutorInnen die Köpfe zusammen. Sie arbeiten in einem normalen Brotberuf, das Schreiben ist Hobby. Geplaudert wird über die Bücher, an denen jeder gerade herumtextet. Wie immer soll auch eine Kurzgeschichte vorgelesen werden.

Anja Bergmann ist aufgeregt, denn es ist nicht nur ihr erster BoD-Stammtisch, sondern auch das erste Mal, dass sie eine Geschichte vor Fremden liest. „Die Luke“ heißt ihr Werk. Die Stammtischler lauschen aufmerksam, einige machen sich Notizen. Die Außenwelt wird ignoriert. Nur der Text zählt: Ein Paar kauft sich in der Wildnis ein Haus; bei der Renovierung entdecken sie eine Tür im Boden; mysteriöse Dinge geschehen; am Ende ermordet die Frau ihren Mann und vergräbt ihn im Haus.

„So, und jetzt Feedback“, heißt es. Bettina Hochmann, Buchhändlerin mit bereits zwei BoD-Veröffentlichungen („Zeit der Angst“, „Wachsende Schatten“), meint: „Anja, du hattest schöne Bilder, zum Beispiel das mit der Katze und dem Sahnetopf. Die Ratten mochte ich nicht, das war für mich ein Bruch, als auf einmal die Geschichte aus der Sicht einer Ratte erzählt wird.“ Anja erklärt ihr Ratten-Konzept: „Ich wollte zwischen der Traumsequenz und der Realität dem Leser ein wenig Luft geben.“

Peter Puppe, der bereits „Hey Du! – Limits exist only in your mind“ und „Der Fuchs oder Verständnis für Judas“ bei BoD herausgebracht hat, ist Lehrer von Beruf, lobt die sprachliche Qualität der Bergmannschen Kurzprosa und liefert einen Interpretationsansatz: „Ich habe das Haus als Symbol für die Liebe der beiden Leute gesehen.“ Aber der Mord habe ihm nicht gefallen – „so vom Gefühl her.“

Cord Cordes nennt sich „Coach für Lebenskunst und Meditation“, hat bereits den „spirituellen“ BoD-Roman „Jeremias – Band 1: Die sieben Schritte“ veröffentlicht und jetzt Probleme mit Bergmanns Werk: „Warum geht die Frau in deiner Geschichte, als sie aufwacht, zur Haustür und nicht zu ihrem Mann in die Küche?“ Ob das vielleicht ein logischer Fehler sei?

Peter Tkocz, BoD-Autor mit „ICE 4100 in Gefahr“ und im Alltag Polizist, kennt das Problem: „Irgendwann hat man keinen Abstand mehr, da muss dann jemand von außen ran und prüfen, ob die Geschichte nachvollziehbar ist.“ Dafür sei der Stammtisch da.

Warum sie bei BoD veröffentlichen?

Cord Cordes: „Ich habe mich bei allen großen Verlagen in Deutschland beworben und wurde immer abgelehnt.“ Bettina Hochmann musste erfahren, dass ihr Buch für ein Debüt zu dick sei. Daher wählten beide BoD.

Aber warum Schreiben?

Peter Tkocz träumte schon immer: „Ich gehe in eine Buchhandlung oder in die Bibliothek und hole mein eigenes Buch aus dem Regal“. Peter Puppe schätzt die Arbeit an den eigenen Texten: „Es macht Spaß, ein Manuskript so lange zu bearbeiten, bis man es guten Gewissens veröffentlichen kann.“ Doch leider gäbe es viele Autoren, die BoD in Verruf brächten. „Da werden Bücher veröffentlicht, die wurden nicht mal auf Rechtschreibfehler überprüft. Vom Inhalt ganz zu schweigen“, sagt Puppe. „Das ist diese Eitelkeit von bestimmten Leuten, Hauptsache, sie haben ihr eigenes Buch in der Hand.“

Und die Verkaufszahlen?

Bettina Hochmann verschenkt die Bücher gern: „Das kommt immer gut an.“ Verkauft werden von den Exemplaren der BoD-AutorInnen so 50 bis 100 Stück – „an Bekannte und Verwandte“, wie Hochmann betont.

Doch auf Dauer bei BoD zu bleiben, dass kann sich keiner vorstellen. Irgendwann soll es einmal ein richtiger Verlag sein. Anna Postels

Kontakt: bettihochmann@web.de