: Tee & Säfte statt Cocktails & Bier
Das Barberyn Reef Hotel an der Westküste Sri Lankas ist der Vorreiter der Idee, Ayurveda-Kuren mit Urlaub zu verbinden. Das Traditionshotel bietet bis heute klassische Entschlackung und Heilung in einer internationalen Atmosphäre an
VON EDITH KRESTA
Pionier der Idee, Urlaub mit einer Ayurveda-Kur zu verbinden, ist das Barberyn Reef in der Nähe von Beruwela an der Westküste Sri Lankas. Das 1968 erbaute Hotel der singhalesischen Familie Rodrigo liegt direkt am Meer. Ein ansprechendes Hotel mit rustikalen Möbeln und alten Schwarz- Weiß-Fotografien, lang erprobtem Personal und offenen Räumen ohne Klimaanlage. Ein Traditionshotel mit stilvoller Patina. Barberyn Reef ist das klassische Ayurveda-Hotel mit Entschlackungsmedizin, Massagen, Stirnguss, Bädern und ärztlicher Betreuung. Die Meditation auf der Dachterrasse wird vom Meeresrauschen begleitet.
Das Essen ist ayurvedisch, vegetarisch: Tee und Säfte statt Cocktails und Bier. Geraucht wird nirgends. Täglich kann man am Büfett die Wirkungsweise eines Currys ablesen: „Gelber Kürbis – entgiftet den Körper, stärkt die Sehkraft, gut für Raucher“. Oder: Das Gemüse „Ladyfinger – gut für die Gelenke, fördert die Verdauung“. Eine Ayurveda-Ärztin überwacht die Ernährungsvorschriften, wenn sich die Gäste am Büfett bedienen. Und wer abnehmen will, kann sich auf Reduktionskost setzen lassen.
Seit 1983 – also lange bevor der Boom einsetzte – wird im Barberyn Reef Ayurveda angeboten. Nicht abgespannt sollen die Urlauber wieder abreisen, sondern in sich ruhend. „Das war die Idee meines Vaters, und es war damals nicht einfach, die Kuren anzubieten. Kein Urlauber kannte Ayurveda. Und da man im Ayurveda kein Geld nimmt, sondern Spenden, wurde unser Angebot nur sehr zögerlich angenommen“, erzählt der Hoteldirektor Manick Rodrigo, der das Hotel heute zusammen mit seiner Schwester Kamini managt. Inzwischen ist die Ayurveda-Behandlung durchkalkuliert und professionalisiert.
Ayurveda gehört zur Familientradition und ist es geblieben. Der Vegetarier Manick Rodrigo fühlt sich selbst von der ayurvedischen Lebensweise und von Meditation angezogen. „Ich meditiere, um einen klaren Kopf zu haben, und versuche ayurvedisch zu leben“, sagt er. Der sanft wirkende Hoteldirektor ist offen für Anstöße von außen. Im Hotel werden Vorträge über Meditation, den Sinn des Lebens oder Yoga und Tai-Chi angeboten, auch auf Deutsch. Rodrigo hat zur Betreuung seiner deutschen Gäste mit Deutschen, Japanern und Schweizern zusammengearbeitet und gemeinsam Ideen entwickelt. Einige haben bei ihm ihre Lehrjahre absolviert und sich dann mit eigenen Ayurveda-Häusern auf Sri Lanka selbstständig gemacht. Es sind Häuser mit klassischen Kuren, nicht verwässert durch Wellnessangebote: Greystone, Paradies Island und Paragon. Sie haben das Prinzip des Barberyn Reef übernommen und es teilweise strenger, beispielsweise in der Greystone Villa, weitergeführt.
„Warum soll ich es strenger machen, wenn ich auch ohne zu hungern das gleiche Ergebnis erziele“, sagt Manick Rodrigo. So herrscht im Barberyn Reef nicht unbedingt Diät und kulinarische Beschränkung. Suppentage zur Entschlackung gibt es nur in Ausnahmefällen oder auf Wunsch.
Das „Führe mich nicht in Versuchung“ ist an der Küste ohnehin ständig präsent. Strandbars locken. Und die Ruhe, die zu einer Kur gehört, muss man sich beim ausgedehnten Strandspaziergang schwer erkämpfen. Beach Boys lungern vor den Hotels und bieten ihre Dienstleistung von Sightseeing bis Sex. Die Kinderprostitution an der Westküste, besonders von Jungen, wird auch in den einheimischen Zeitungen diskutiert. So schreibt die Daily News am 28. 7.: „Es ist ein Problem, das meistens verdrängt wird, aber überall in den Tourismusgebieten an der Küste werden Kinder weiterhin ausgebeutet und von Einheimischen und vor allem ausländischen Touristen missbraucht.“ Eine Initiative von Unicef und Ecpat hat nun zusammen mit einheimischen Hoteliers und Tourismusverantwortlichen einen ethischen Code ausgearbeitet. „Es gibt dieses Problem“, sagt Manick Rodrigo. „Aber wir hören kaum Klagen unserer Gäste.“
Das Traditionshotel mit 100 Betten hat ein großes Therapiezentrum mit Apotheke, wo die Tinkturen und Öle selbst und auf traditionelle Art zubereitet werden. Sechs ayurvedische Ärzte und 30 Angestellte arbeiten dort. Das Klima ist tropisch feucht und international: Hier kuren Japaner und Deutsche, Amerikaner und Italiener. Und im Gegensatz zu den „middle-aged German ladies“ kommen aus Japan vor allem junge Paare. Sind japanische Männer körperbewusster? „Wahrscheinlich haben sie mehr Bezug zu asiatischen Heilmethoden“, meint Manick Rodrigo.
„Das kosmopolitische, offene Klima im Barberyn Reef gefällt mir“, sagt Edda Lohmeier aus Essen. Sie ist schon zum fünften Mal hier, wie viele andere auch. Nach einer Chemotherapie hat sie im Barberyn Reef ihre Energie wiedergefunden. „Ich finde es im Barberyn Reef authentisch, so etwas bekomme ich in Deutschland nicht.“ Edda Lohmeier hat es auch schon in Indien versucht: „Da hatte ich danach immer Darmprobleme.“
Zur Philosophie des Hauses gehören nicht nur die Behandlung und das Essen, sondern auch die dazugehörige geistige Disziplin. Der Musiker Lou Reed, der es vor einem Jahr mit einer Kur hier versuchte, brachte diese nicht auf: Nicht rauchen, nicht trinken und überhaupt – nach zwei Tagen reiste er entnervt ab.
Als ein Meditationshotel mit viel Raum und Ruhe sieht Manick Rodrigo das neu erbaute Barberyn Beach Hotel der Familie. Dieses Hotel weiter südlich in Welligma ist tropischer Luxus mit spirituellen Ambitionen. Erbaut wurde es von einem Schüler des berühmten sri-lankischen Architekten Geoffry Bawa.
Doch nicht der Luxus ist entscheidend, sondern die ärztliche Betreuung und Diagnose, die Ernsthaftigkeit der Therapie, die Qualität der Medizin und nicht zuletzt das Klima des Hauses: die Frage, ob es sich der Idee oder bloß dem Geld verschrieben hat.
14-tägige Kur im Doppelzimmer inklusive Flug ab 1.638 €. Barberyn Reef Ayurveda Resort, Beruwela, Sri Lanka, und 1.764 € im Barberyn Beach Resort, Welligama, Sri Lanka Tel.: (00 49) 34-2 27 60 36, Fax: (00 94) 34-2 27 60 37barbrese@slt.lk, www.barberyn.com