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Archiv-Artikel

Soldaten randalieren

Irakische Ex-Soldaten bewerfen US-Truppen mit Steinen. Weiter keine Einigung über Resolutionsentwurf in Sicht

BAGDAD ap ■ Bei Angriffen und Zusammenstößen in Irak sind am Wochenende zwei irakische Exsoldaten sowie ein US-Soldat getötet worden. In Bagdad und Basra protestierten am Samstag Soldaten der aufgelösten Armee Saddam Husseins gegen eine angebliche Aussetzung der Lohnzahlungen. Nach US-Angaben waren diese Gerüchte von Anhängern des gestürzten Diktators gezielt gestreut worden, um Unruhen anzuzetteln. 25 Personen wurden nach irakischen Angaben bei den Auseinandersetzungen mit Koalitionstruppen verletzt, darunter zwei irakische Polizisten.

Die Demonstranten in Bagdad warfen Steine auf US-Soldaten und setzten ein Auto sowie mehrere Spirituosenläden in Brand. Nach Krankenhausangaben wurde ein Iraker erschossen, zahlreiche Menschen erlitten Schusswunden. Bei den Ausschreitungen in Basra wurde nach Polizeiangaben mindestens ein Demonstrant von britischen Soldaten erschossen.

In Sadijah 100 Kilometer nördlich Bagdads wurde am Samstag ein US-Soldat bei einem Angriff irakischer Rebellen getötet und ein weiterer Soldat verletzt. Damit wurden seit 1. Mai, als Präsident George W. Bush die Hauptkampfhandlungen in Irak für beendet erklärte, 88 US-Soldaten bei Angriffen getötet.

Nach der Kritik von UN-Generalsekretär Kofi Annan am neuen amerikanischen Resolutionsentwurf zu Irak versuchte US-Außenminister Colin Powell, dessen Vorbehalte auszuräumen. Er versicherte Annan nach US-Angaben, die Resolution werde den Weg für eine stärkere Rolle der Vereinten Nationen bei der Gestaltung Iraks ebnen. Der französische Präsident Jacques Chirac äußerte indes seine Enttäuschung über den US-Entwurf. Er enthalte keinen Zeitplan für eine Machtübergabe und sehe für die UN nur eine marginale Rolle vor, kritisierte Chirac am Rande des EU-Gipfels in Rom. Heute kommt der Weltsicherheitsrat in New York zusammen.

Unterdessen sorgten Berichte über den Fund von vier französischen Boden-Luft-Raketen in Irak für Verwirrung. Polnische Soldaten entdeckten die Geschosse vom Typ Roland Anfang der Woche im Süden und zerstörten sie. Ein Sprecher des polnischen Verteidigungsministeriums hatte zunächst erklärt, die Raketen seien in diesem Jahr gebaut worden. Nach einer Intervention Chiracs korrigierte sich Polens Regierung jedoch.