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Archiv-Artikel

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Baustelle Kulturhauptstadt sucht noch Architektur

„Die Baustelle ist eröffnet“, schreibt der Intendant der Bremer Kulturhauptstadt-Bewerbung in seinem ersten Werkstatt-Bericht. Die Sicht durch den Zaun hat er aber mit plakativen Schildern verstellt. Das 32 Seiten starke Papier wimmelt von Stereotypen, wo ein mutiger, klarer Blick von außen hilfreich gewesen wäre. Für einzelne Punkte traut sich Martin Heller eine Behauptung zu – um dann sogleich das Gegenteil zu formulieren, als stünde er unter dem Druck, es allen rechtzumachen. „Mittelfristig ist durchaus Optimismus angesagt“, kalauert er. Das muss auch für seine Baustelle gelten. Was er als das Besondere Bremens erkannt hat, erfahren wir nicht.

Der Stadtarchitektur fehle ein „Wahrzeichen des Fortschritts“, notiert Heller, um dann sofort auf die Rede von der „Maßstäblichkeit einer stadtrepublikanischen Bürgergesellschaft“ einzuschwenken. Bremen ist „weder die Kapitale der Spaßgesellschaft noch das Mekka klassischer Hochkultur“, und irgendwo dazwischen soll wohl auch die Kulturhauptstadt liegen. Ein „weder – noch“ berührt immer den Kern des Problems: Wie stark soll Kultur sich kommerziellen Erfolgskriterien unterwerfen? Wie stark die „Kulturhauptstadt“? Die „Ökonomisierung des kulturellen Geschehens“ sei „nicht durchweg falsch“, lesen wir. Aber: „Als Kultur darf nicht nur gelten, was gefällt und unterhält.“ Und: Kulturelle Brutstätten „korrelieren bekanntlich nur selten mit der korrekten Abwicklung administrativer Zugriffe“. Nieder mit der kmb – es lebe die kmb!

Sympathisch ist, wie unsortiert Heller einzelne kulturelle Merkpunkte nebeneinander stellt und wirken lässt. Der gesamte Bereich der Musik und des Theaters blieb dabei noch unberücksichtigt, die Forderung nach einem Erweiterungsbau für die Kunsthalle ragt aus dem Deskriptiven wie ein Baum der Erkenntnis heraus. Warum, bleibt Hellers Geheimnis.

Ziel der Kulturhauptstadt-Bewerbung sei es, „massive Veränderungen auszulösen“. Irgendwie wüsste man gern mittelfristig, was dem Intendanten vorschwebt. Klaus Wolschner