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Archiv-Artikel

Das Ende der goldenen Pionierjahre

Die Insolvenz von Umweltkontor zeigt: Die Branche der Erneuerbaren kämpft auch mit einem schlechten Image

BERLIN taz ■ Es ist das vorläufige Ende einer ökologisch-ökonomischen Erfolgsgeschichte: Als zwei von sechs Banken vergangene Woche der Umweltkontor Renewable Energy AG die Kredite verweigerten, musste das ehemalige Vorzeigeunternehmen im Bereich erneuerbare Energien Insolvenz anmelden.

Das Unternehmen aus der Nähe von Aachen hatte sich mit der Finanzierung von Wind-, Solar-, Wasser- und Biomasse-Anlagen einen Namen gemacht. Die 300 Mitarbeiter hoffen nun darauf, dass die Geschäfte weitergehen, da die Tochtergesellschaften nicht von der Insolvenz betroffen sind. Klarheit darüber gibt es aber erst im Dezember.

Umstritten ist, ob politische Rahmenbedingungen oder Managementfehler das Unternehmen an den Abgrund führten. Doch mit der Insolvenz von Umweltkontor sind auch die Konkurrenten stark unter Druck geraten. Denn die Branche hat schon seit längerem einen schweren Imageverlust zu verkraften. Die goldenen Pionierjahren Mitte der Neunzigerjahre, wo viel Geld im Markt war und Anlagemöglichkeiten suchte, sind vorbei.

Ralf Bischof, der Sprecher vom Bundesverband WindEnergie, sieht die Politik als Hauptschuldigen an der prekären Situation der Branche. Wurden 2002 noch 3.200 Megawatt Strom aus Windkraftanlagen in das Netz eingespeist, sind es dieses Jahr gerade noch 2500 Megawatt. „Diese Zahl wird weiter zurückgehen“, sagt Bischof. Auch seien die Genehmigungsauflagen für Windparkbetreiber immer komplexer geworden.

Andreas Köster, Sprecher von „Umweltkontor“, macht auch die Fehde zwischen Trittin und Clement um das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für die Schieflage seines Unternehmens verantwortlich. „Zu lange herrschte Unklarheit über die politischen Richtlinien.“ Aus Kösters Sicht liebäugelt die Politik zur Zeit mehr mit Solar- als mit Windenergie. Dabei sei Windenenergie technisch viel weiter und gleichzeitig billiger. Allein das neue Vorzeige-Solarkraftwerk bei Leipzig könne gerade mal so viel Strom erzeugen wie zwei normale Windanlagen.

Nils Machemehl, Analyst bei der Bank M.M. Warburg, macht vor allem Management-Fehler für den Niedergang von Umweltkontor verantwortlich. Die Firma wäre besser bei „ihrem Leisten“ geblieben und hätte nicht „nach anderen erneuerbaren Energien schielen sollen“, lautet seine Kritik an der Unternehmensführung. Die Probleme seien daher hausgemacht, die Insolvenz absehbar gewesen. BERT BUGDAHL