: Sündige Privatsache
Die Homophobie-Studie des Bremer Schulzentrums Walliser Straße ist jetzt als Unterrichtsmaterial erschienen
Es ist die größte Studie dieser Art in Bremen, auch bundesweit eine von wenigen: die Untersuchung des Schulzentrums Walliser Straße zu Homosexualität und Homophobie in der Schule. Die Ergebnisse sind jetzt in einer über 50-seitigen Broschüre „Das Recht anders zu sein“ nachzulesen. Grundlage ist eine Umfrage unter fast 1.000 SchülerInnen und 91 LehrerInnen.
„Die Ergebnisse zeigen eine sehr starke Abneigung gegen Homosexuelle vor allem bei Jungs, Muslimen und Migranten“, so das Fazit der SchülerInnen. Insgesamt war die Zustimmung der Befragten zu homophoben Äußerungen an der Schule doppelt so hoch wie im Durchschnitt der deutschen Bevölkerung.
Der Aussage „Homosexualität ist unmoralisch“ etwa stimmten 35,8 Prozent der SchülerInnen sowie 4,5 Prozent ihrer LehrerInnen zu – in der Gesamtbevölkerung sind es 17,3 Prozent. Überdurchschnittlich hoch war die Zustimmung bei Katholiken und Muslimen. Jeder dritte Befragte hält Homosexualität für eine „Sünde“. Bei den MigrantInnen vertraten jeder Zweite, bei den Muslimen sogar fast drei Viertel der SchülerInnen diese Meinung. Und mehr als die Hälfte der SchülerInnen sowie zehn Prozent ihrer LehrerInnen finden es „ekelhaft“, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen. Homosexualität, so die große Mehrheit, ist „Privatsache“. Ihre Diskriminierung aber, auch da gaben sie sich einig, sollte „von allen bekämpft“ werden.
Die Studie ist nicht repräsentativ, genüge aber durchaus wissenschaftlichen Ansprüchen, so Politiklehrer Hans-Wolfram Stein. Die Ergebnisse werden jetzt von der Uni Kiel erneut ausgewertet. Die Broschüre soll bundesweit als Unterrichtsmaterial dienen, denn hier gebe es bislang nur „sehr wenig“, so Stein, der bereits auf rege Nachfrage verweist. In der 12. Klasse der Schule hatte das Projekt zumindest Erfolge: Die Zustimmung zu homophoben Äußerungen, so Stein, ist zumindest „entscheidend zurückgegangen“. MNZ
Bezug: www.ratundtat-bremen.de