unterm strich
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In der Debatte um kulturelle Teilhabe für die ganze Gesellschaft haben Experten einmal mehr für einen erweiterten Kulturbegriff plädiert. „Wir gehen von einer sehr engen Vorstellung aus, was Kultur ist“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, am Dienstagabend bei einer von der evangelischen Kirche veranstalteten Gesprächsrunde in Berlin. Die Kulturförderung für neue Bereiche werde vernachlässigt, ergänzte Zimmermann: „Alle Entwicklungen der Jugendkultur überlassen wir dem Markt.“ Birgit Mandel vom Institut für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim sagte, der Großteil öffentlicher Fördergelder gehe in traditionelle Kultureinrichtungen wie Theater, Museen und Konzerthäuser. Dies sei eine Orientierung an „einer sehr kleinen Klientel, die immer kleiner wird“. Nur acht Prozent der Bevölkerung nehme öffentlich finanzierte Kulturangebote regelmäßig wahr. Mandel plädierte dafür, den Kulturbegriff hin zu Soziokultur und populärer Kultur zu erweitern und zu fördern: „Das kann dann auch heißen, eine Oper weniger und stattdessen zehn Stadtteilkulturzentren mehr.“ Die Obfrau der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), warnte hingegen davor, etablierte Kultur und Soziokultur in Konkurrenz zueinander zu stellen. Das erzeuge nur Unwillen.