: Sonne macht die Mieter glücklich
Wie in der Solarsiedlung Riehl saniert der Kölner Erbbauverein immer mehr Wohnungen nach ökologischen Gesichtspunkten. Das steigert den Wert, spart Energie und macht das Wohnen billiger
Von Thomas Spolert
„Der Komfort ist höher und ich spare sogar noch Geld“, freut sich Jörg Müller. Er wohnt seit eineinhalb Jahren in der „Solarsiedlung Riehl“ und ist sichtlich zufrieden. „Früher war Spielverbot im Hof, heute haben wir einen schönen Spielplatz für die Kinder“, lobt der frisch gebackene Vater die Modernisierung der 14 Mehrfamilienhäuser des „Erbbauvereins Köln eG“ im Norden Kölns.
In den Jahren 1926 bis 1928 hatte der Verein den Häuserblock zwischen Hildegardis- und Schachtstraße mit 112 Wohnungen gebaut. Ende der Neunzigerjahre war die Bausubstanz so schlecht, dass die Genossenschaft sich über die Sanierung Gedanken machen musste. „Ein Gutachten hatte ergeben, dass uns ein Neubau aufgrund der Bauauflagen mehr kosten würde als eine Generalsanierung der Häuser“, erklärt Uwe Neuhaus vom Vorstand des Erbbauvereins. Also entschieden sich die Genossenschaftler für letzteres. Und: „Wir haben das solare Zeitalter für uns entdeckt“, verkündet Neuhaus stolz. Mit der 13 Millionen Euro teuren Generalsanierung, die Mitte November diesen Jahres nach vier Jahren Bauzeit abgeschlossen sein wird, sollen die Wohnungen ökologisch auf hochwertigen Neubaustandard gebracht werden. „Deswegen bauen wir mit der Sonne“, betont der vom Umweltschutz überzeugte Neuhaus. Dadurch sollen auch kommende Generationen günstig mieten können. Schon heute liegen die Mieten des Erbbauvereins nach eigenen Angaben unter den Referenzwerten des Kölner Mietspiegels.
Die 240 Quadratmeter Sonnenkollektoren auf den Dächern des Gebäudekomplexes liefern 60 Prozent des Energiebedarfs, um warmes Wasser zu erzeugen. Zusammen mit dem Einbau einer Gaszentralheizung senkte der Verein die monatlichen Energiekosten von 82 Cent pro Quadratmeter auf 20 Cent nach der Sanierung. Durch die neue Dämmung sinkt die Umweltbelastung durch Emissionen um bis zu 70 Prozent. Im Jahr fallen so rund 260 Tonnen Kohlendioxid weniger an. „Die Solarsiedlung Riehl ist ein Vorzeigeobjekt für die Bestandssanierung in Köln“, schwärmt Neuhaus. 1,8 Millionen Euro hat deswegen auch das Land NRW aus seinem Energiesparprogramm „50 Solarsiedlungen in Nordrhein-Westfalen“ zu diesem Projekt beigesteuert.
Bereits 1997 startete das Förderprogramm, mit dem die Landesregierung das „Bauen mit der Sonne“ forcieren will. Insgesamt gibt es derzeit 34 Siedlungsprojekte in NRW. Landesweit ist Köln die solare Hauptstadt. „Keine andere Stadt hat so viele Projekte wie Köln“, lobt Pressesprecher Uwe Burghardt von der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW. Inzwischen stehen fünf Solarsiedlungen in der Domstadt, zwei weitere sind in Planung.
„Aber es sind alles nur Bestandssanierungen“, bedauert Reinhold Müller. Er ist in Köln der Ansprechpartner für das Programm „50 Solarsiedlungen in NRW“. Neue Siedlungen, die die Sonnenenergie nutzen, seien bisher in Köln nicht gebaut worden. Am Worringer Krebelspfad ist eine solche Neubausiedlung zwar geplant. Die Realisierung steht jedoch in den Sternen. Seit 1998 wird der Bauantrag für die erste „echte“ Kölner Solarsiedlung von der Stadtverwaltung bearbeitet. Unterdessen ermuntern die Stadt und der Haus- und Grundbesitzerverein in einer neuen Broschüre Kölns Hausbesitzer zur energiesparenden Gebäudesanierung. Ihr Argument: Das steigert den Wert von Immobilien und macht die Mieter zufriedener, weil sie weniger Nebenkosten zahlen müssen.
Davon ist der Erbbauverein Köln längst überzeugt. „Wir haben sechs neue Objekte, bei denen wir mehr machen, als bei den Solarsiedlungen gefordert wird“, berichtet Vorstand Uwe Neuhaus. In Holweide, Deutz, Kalk und Zollstock entstehen insgesamt 400 Wohnungen, wo die Sonne im Mittelpunkt des Bauens steht. Am Deutzer Pyramidenpark bauen die Genossenschaftler sogar 39 Wohnungen neu, die ausschließlich mit regenerativen Energien versorgt werden. „Der Wohnungsmarkt wird sich in Köln künftig verschlechtern“, ist Neuhaus überzeugt. Dann hätte der Erbbauverein die besseren Trümpfe in der Hand. „Unsere Immobilien sind dann besser vermietbar als andere.“