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Archiv-Artikel

Rauchen nur im Hausmeister-Kabuff

Anders als in Hamburg soll es in Bremen kein generelles Rauchverbot an Schulen geben. Weiterhin wird im Stadtstaat zwischen Raucher- und Nichtraucherschulen unterschieden. 14 Schulen denken jetzt über eine interne Regelung nach

„Natürlich wünschten wir, dass Schüler nicht rauchen, aber ein politisches Gesamt-Verbot ist schlicht nicht durchführbar.“Der Hausmeister hat seine Fenster extra mit Folie verklebt, damit man ihn von außen nicht rauchen sehen kann

Bremen taz ■ Raucher oder Nichtraucher? Am Bahnhofsschalter ist diese Frage gang und gäbe. Bei der Einschulung hingegen ist sie noch eher unüblich. Dabei ist hinlänglich bekannt, dass Kinder und Jugendliche immer früher anfangen zu rauchen. In Sachen Rauchverbot gehen Bremens Schulen dennoch unterschiedliche Wege.

Die Diskussion um qualmfreie Schulen ist seit letzter Woche neu entbrannt. Da kündigte Hamburgs parteilose Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig an, die Schulen der Hansestadt zu rauchfreien Zonen erklären zu wollen. In der Bremer Bildungsbehörde hält man ein von oben angeordnetes Rauchverbot hingegen für wenig sinnvoll.

„Natürlich ist es wünschenswert, dassSchülerinnen und Schüler nicht rauchen, aber ein vom Senat ausgesprochenes Verbot ist schlichtweg nicht durchführbar“, so der Sprecher der Bildungsbehörde, Rainer Gausepohl. Was die Diskussion um den blauen Dunst angeht, wolle man auch in Zukunft den Schulen freie Hand lassen. Erfreulich sei aber, dass 14 Bremer Schulen angekündigt hätten, interne Regelungen zu finden, um Tabak und Zigaretten vom Schulhof und – oft genauso schwer – aus dem Lehrerzimmer zu verbannen.

So auch das Schulzentrum in Habenhausen, das hierbei unter den Bremer Schulen die Vorreiterrolle einnimmt. Seit einem Jahr wird auf dem Schulhof und auch im Lehrerzimmer nicht mehr geraucht. Wer’s trotzdem macht und sich erwischen lässt, muss den Hof fegen. Für süchtige Pädagogen gilt das wohl eher nicht. Der Hausmeister genießt eine Extrawurst. Er habe extra Folie an die Fenster seines Raumes geklebt, damit man ihn von außen nicht rauchen sehen könne, erzählt Orientierungsstufenleiterin Ulrike Wiesemann.

Im letzten Frühjahr habe sich in Habenhausen eine Arbeitsgruppe gebildet und einen Maßnahmenkatalog ausgearbeitet, erklärt die Pädagogin. Wer zum ersten Mal gegen das Rauchverbot verstößt, muss ein Gespräch mit dem Klassenlehrer führen, beim zweiten Mal schickt die Schule einen Brief an die Eltern. Nach drei Verstößen wird der Raucher zu einer sozialen Arbeit verdonnert, beim sechsten Mal zum Suchtberater geschleppt.

Der Elternbeirat sei erst skeptisch gewesen und bezweifelte, dass das interne Rauchverbot umsetzbar sei. „Wir aber stellen uns der Aufgabe und gehen den Konflikt mit rauchenden Schülern ein“, so Wiesemann. Am Ende habe die Schulkonferenz das Rauchverbot einstimmig beschlossen. Auch die rauchenden Kollegen seien dafür gewesen und warten mit der ersten Zigarette jetzt bis zum Schulschluss.

Ähnliche Wege wie in Habenhausen will man auch im Schulzentrum Findorff gehen. „Man muss auch an die kleinen Schüler denken, denen die Großen als Vorbild dienen“, erinnert Jutta Rothe, die in Findorff in der Verwaltung arbeitet. In der letzten Schulkonferenz vor den nächsten Sommerferien wollen Schüler, Eltern und Lehrer über ein Rauchverbot nach Habenhausener Vorbild abstimmen.

Dass das Raucher-Lehrerzimmer im Schulzentrum an der Hamburger Straße abgeschafft werden soll, ist bereits beschlossene Sache. Doch auf ihre Pausenzigarette werden die süchtigen Pädagogen auch in Zukunft nicht verzichten müssen. „Die Raucherecke auf dem Schulhof wird bleiben“, sagt Schulleiter Uwe Stockmeier. Ein Rauchverbot hält er für nicht umsetzbar. Außerdem gebe es leider viele Schüler, die ihre Zigarette bei einem achtstündigen Schultag einfach brauchten.

Zufriedenheit mit der jetzigen Gangart herrscht in der Politik. „Rauchverbote an Schulen sind richtig, aber jede Schule soll das in Eigenverantwortung entscheiden und umsetzen können“, findet Claas Rohmeyer, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Auch Anja Stahmann (Grüne) hält nichts von einem generellen Rauchverbot. „Das ist utopisch“, sagt sie. Verbote hätten noch nie geholfen, ein Problem aus der Welt zu schaffen.

Das sieht Jutta Fernholz, Schulleiterin der Gesamtschule Bremen-Mitte, anders. „In Irland ist das Rauchen in allen Kneipen verboten. Das sollten wir an den Bremer Schulen auch hinbekommen“, gibt sie zu bedenken. Die irische Gastronomie allerdings klagt seit Monaten über rückläufige Gästezahlen.

Ebbe Volquardsen