Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Überall wird abgebaut, aufgebaut nur wenig. Zum Beispiel in den Sophiensaelen. Dort gibt es in dieser Woche ein kleines Festival, das sich fördernd dem Theaternachwuchs widmet. „Außer Atem“ ist eine Koproduktion von Kampnagel Hamburg und eben Amelie Deuflhardfts Sophiensaelen. An sechs junge Regisseure und Regisseurinnen wurden Produktionsaufträge verteilt, deren Ergebnisse bloß eins nicht sein durften: Inszenierungen herkömmlicher Theatertexte. So wird es also im Laufe der Woche eine Reihe von Crossover-Stücken und Uraufführungen geben. Jorinde Dröse hat Dany Lévys WG-Kommödie „RobbyKallePaul“ fürs Theater bearbeitet (24. 10.). Ulf Otto hat sich in „Die Spinne und ich“ mit Spiderman befasst (26. 10.). Auch Fantomas kommt zu Theaterehren (26. 10.). Nora Somani feiert „Das Begräbnis“ eines Ost-West-Lebemanns und vereint dessen blockübergreifende Freunde und Feinde am Grab (30. 10.) und Ingo Berk spürt schließlich in „Rebecca“ frei nach Hitchcock dem Geist einer Ermordeten nach (30. 10.). Die Bühnenbildnerin Esther Bialas hat für alle Inszenierungen eine Einheitsbühne entwickelt. Das spart nicht bloß Geld, sondern liegt auch voll im Trend. An der Quelle solch bühnenästhetischer Innovation, der Volksbühne nämlich, zeigt die nächste Premiere, dass man sich dort wegen des Theaternachwuches nicht die geringsten Sorgen macht: „Forever Young“ heißt Frank Castorfs Adaption des Tennessee-Williams-Dramas „Süßer Vogel Jugend“, die im Sommer bereits erfolgreich während der Wiener Festwochen Premiere hatte. Das kleine OstEndTheater, das eine Friedhofskapelle an der Boxhagener Straße als Spielort nutzt, zeigt als nächste Premiere ein Stück, das die Frage aufwirft, ob der Fluch der Karibik etwas mit dem Fluch der Hartz-Gesetze zu tun haben kann: „La Mare. Überleben durch Kannibalismus“ .