Pierre-Laurent Aimard und „Nzamba-Lela“ beim NDR
: Subsaharische komplexe Gebilde

Der NDR hat dank seines guten Kontakts zu Pierre-Laurent Aimard bereits in der vergangenen Saison mehrfach musikalische Highlights bieten können. Aimards Interpretationen von Beethovens Klavierkonzerten hatten ebenso Topniveau wie sein Musizieren beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Jetzt wird der charismatische Franzose im Rahmen der NDR-Reihe das neue werk einen Abend im Rolf-Liebermann-Studio gestalten: Zusammen mit den Aka-Pygmäen Nzamba-Lela wird er deren Vokalmusik mit Klavierkompositionen von György Ligeti verbinden.

Der Ungar, durch seine Tätigkeit an der Musikhochschule in Hamburg bekannter als vielerorts sonst, hat sich seine ganze Karriere hindurch mit so genannten Volksmusiken auseinander gesetzt. War es zu Beginn die Musik des Balkans, so wurde in den Siebziger Jahren subsaharische Folklore, also traditionelle Musik von südlich der Sahara, Gegenstand seiner musikethnologischen Interesses. Nie indes ging es Ligeti darum, Volksmusik nachzumachen, vielmehr hat er sie immer als Inspirationsquelle für das eigene kompositorische Schaffen benutzt.

Angetan hatten es Ligeti die höchst komplexen, rational scheinbar kaum zu erfassenden Strukturen: Da musizieren zahlreiche Musiker unabhängig voneinander sich wiederholende und dabei stetig verändernde Melodien und Rhythmen, die sich in ihrer Gleichzeitigkeit als beeindruckende musikalische Gebilde erweisen. In der Folge entstanden eine Reihe von Ligetis Klavieretüden, in denen ein einziger Musiker solche Gebilde wiedergeben muss.

Aimard wird nun eine Auswahl dieser Etüden spielen und im Kontrast mit deren Inspiration, der Vokalmusik von Nzamba-Lela, die geistige Nähe dieser scheinbar so unterschiedlichen Musikarten sinnlich erfahrbar machen. Mit einem ähnlichem Programm erschienen, gehört Aimards CD African Rhythms zu den faszinierendsten Produktionen des Jahres – da muss das Konzert eigentlich auch gut werden. REINALD HANKE

Montag, 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio, Oberstr. 120