: Plädoyer für Bundesopernrosine
CDU- und FDP-Bundestagsfraktion fordern: Bund soll sich die Staatsoper Unter den Linden herauspicken. Die beiden anderen Opern der Stadt blieben in Berliner Obhut
In die Operndebatte könnte trotz eines längst beschlossenen Konzeptes neue Bewegung kommen. Der Bund soll die zurzeit mit 44 Millionen Euro subventionierte Staatsoper Unter den Linden übernehmen, fordern die Bundestagsfraktionen von CDU und FDP. Die Einbeziehung in eine Stiftung mit allen drei Berliner Bühnen, wie von Senat und Bundesregierung vorgesehen, lehnen die beiden Fraktionen ab. Sie regen an, die Staatsoper in eine neu zu gründende bundeseigene Stiftung zu überführen oder sie in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz einzubeziehen.
Eine direkte Bundeszuständigkeit wäre angesichts der Finanzprobleme Berlins „gerechtfertigt“, betonte gestern Exaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP). Er begründete dies unter anderem mit der Historie des Hauses. Die Staatsoper sei eine Schöpfung Preußens und lange Zeit aus der Staatskasse finanziert worden.
Der Bund sollte sich nicht durch eine Mischfinanzierung am „langsamen Siechtum aller drei Berliner Opernhäuser beteiligen“, sagte Unions-Fraktionschefin Angela Merkel. Eine eigenständige Stiftung für die Staatsoper würde zudem den Wettbewerb der Opern in Berlin fördern und keineswegs das Ende der Kooperation mit den anderen Häusern bedeuten. Die Initiatoren rechnen jedoch mit Mehrkosten für den Bund, sollte der neue Stiftungsvorschlag angenommen werden. Dem Modell stünden dennoch auch Grünen- und SPD-Bundestagsabgeordnete offen gegenüber, hieß es.
Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) lehnte den Vorstoß ab: „Für eine Oper bin ich nicht zuständig“, sagte sie. Auch Kultursenator Thomas Flierl (PDS) sprach sich dagegen aus: „Ein steuerfinanzierter Verdrängungswettbewerb zwischen den Opernhäusern ist weder wirtschaftlich noch kulturpolitisch sinnvoll und erwünscht.“
ROT