: KAFFEE & SKLAVEN
Brasiliens Reichtum
Was für Frankreich die Schlösser der Loire darstellen, sind für Brasilien die historischen Kaffeefazendas des Kaiserreichs (1822–1889). Seit einigen Jahren sind etliche von ihnen der Öffentlichkeit zugänglich. Vergleichbar mit den Paradores in Spanien und Portugal werden sie als Pousadas (Hotels) genutzt. Einige dieser Fazendas liegen im Tal des Flusses Paraíba, dem Zentrum der ersten Phase der großen Kaffeeproduktion, also nur zwei Stunden von Rio de Janeiro entfernt, auf dessen Hügeln 1810 selbst Kaffee angepflanzt wurde.
1877 hatte die Eisenbahn das Transportproblem der Kaffeproduzenten gelöst. Die „Estrada de Ferro Dom Pedro II“ verband Rio de Janeiro und Bananal mit der neuen Kaffeemetropole São Paulo und dessen Hafen Santos.
Wurden von 1821 bis 1830 3,2 Millionen Sack Kaffee à 60 Kilogramm exportiert, so waren es am Ende des Kaiserreichs 1881 bis 1890 51,6 Millionen. Der Anteil Brasiliens an der Weltkaffeeproduktion wuchs von einem Drittel auf fast zwei Fünftel.
Fünf Kilometer von Bananal entfernt liegt die Kaffeefazenda Três Coqueiros, die 1855 von Major Barbosa gegründet wurde. Ihren Namen hat sie von den Kokospalmen vor dem Herrenhaus. Vor einigen Jahren wurde sie an die deutschstämmige Psychologin aus Rio, Elizabeth Brum, vererbt. Sie beschloss ein Geschichtsprojekt für Schüler aus Rio daraus zu machen, denn die alte Struktur ist gut erhalten.
Die Knochenarbeit wurde von den Sklaven geleistet, die in den Senzalas, engen Hütten, hausten. Außerdem gab es auf dieser Fazenda ein großes kellerartiges Gewölbe im Erdgeschoss, in dem viele Sklaven auf dem Boden schliefen. Sie lieferten zugleich menschliche Wärme für die Herrschaft, die darüber wohnten. Die Kindersterblichkeit war sehr hoch. Da die Sklavinnen arbeiten sollten und Kinder nur störten, wurden diese zum Teil in Waisenhäusern abgeliefert.
Um das unmenschliche System aufrechterhalten zu können, waren ständiger Zwang und Gewalt notwendig, die von den Faktoren, den Aufsehern, ausgeübt wurde. Außerdem wurden in Rio 1837 und in São Paulo 1851 Guardas Pedestres, Landpolizeikorps, geschaffen, die geflohene Sklaven wieder einfangen sollten. Mit diesen wurde dann besonders brutal umgegangen. Sie wurden zur Abschreckung mit der Relho, einer kurzen Peitsche, und der Palmatória, einem Holzfächer mit Löchern, öffentlich geschlagen. Dann kamen sie in eine Strafkammer, wo sie am Tronco, einem aus zwei Brettern bestehenden, mit Löchern für Füße oder Hals versehenden Foltergerät, für Stunden oder sogar Tage festgemacht worden.
Erst 1888 wurde das unmenschliche System der Sklaverei in Brasilien abgeschafft. In den Kaffeefazendas waren die Sklaven durch die Immigranten aus Italien und auch Deutschland ersetzt worden.
Nähere Hotelauskünfte gibt es im Internet unter: www.bananal.com.br .
Die Preise liegen bei 30 Euro ( Fazenda Boa Vista und Fazenda Três Barras) und bei 40 Euro ( Hospedaria Independência).
DIRK BRUNS