Campus virtuell

Ein internationaler Online-Studiengang ist in der Testphase.Die 30 zahlenden Studierenden kommen aus sechs Ländern rund um die Ostsee

von SEBASTIAN SIEGLOCH

Bettina Käppeler sitzt am Computer und studiert. Die diplomierte Geografin aus Hamburg macht ihren Master in „Transregional Management“. Ihre Kommilitonen, 29 insgesamt, kommen aus Dänemark, Lettland, Litauen, Polen, Schweden und Deutschland. Käppeler studiert, ohne eine Uni zu besuchen. Im Internet hat sie sich für den Aufbaustudiengang angemeldet und studiert nun online am BSVC – dem Baltic Sea Virtual Campus.

„Transregional Management“ ist der Pilotstudiengang des virtuellen Ostsee-Campus‘. Dreizehn Unis aus acht Ostseeländern beteiligen sich am Projekt. Ziel des BSVC ist es, ein internationales elektronisches Studium zu ermöglichen. Außer ins Management können sich die Studierenden auch in die Geschichte und Kultur der verschiedenen Ostseeländer vertiefen. Projektleiter Rolf Granow von der Fachhochschule (FH) Lübeck sagt: „Ich habe selbst gemerkt, wie groß die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern sind.“

Zwar fördert die Europäische Union das Projekt mit 2,9 Millionen Euro. Aber trotzdem sind zwei Jahre an der BSVC teuer, 10.000 Euro kosten sie insgesamt. Diese Summe setze sich aus drei Teilen zusammen, so Granow. Einmal seien da die Kosten für die drei Treffen, mit einem anderen Teil bezahle man für das Onlineangebot. „Der Hauptteil der Kosten fällt aber für Betreuung der Studierenden durch die Professoren an.“

Die Anfänge des BSVC reichen bis 1998 zurück. Damals startete die FH Lübeck eine Kooperation mit der schwedischen Uni Lund. Im Laufe der Zeit schlossen sich immer mehr Hochschulen aus anderen Ostseeländern an.

Die Studierenden bewegen sich durch einen Online-Lernraum voller Informationen der beteiligten Unis. Granow erklärt: „In diesem System bekommen die Studierenden ihre Lernmaterialien, Aufgabenstellungen, aber auch Zugang zu den Kommilitonen und Professoren.“ In Foren und Chats können sie Fragen stellen, gemeinsam Aufgaben lösen oder die andere Kultur kennen lernen. Granow: „Es ist ein Unterschied, ob ich in einem Buch lese, was für die Menschen in Litauen wichtig ist, oder ob ich es selbst erfahre.“ Nur die Klausuren schreiben die Studenten nicht online, sondern beim letzten von drei persönlichen Treffen während des Studiengangs.

Uwe Bitterman von der FH Lübeck koordiniert den Studiengang Transregional Management. Er findet: „BSVC hat den Vorteil, dass auch zukünftige Kunden, also Unternehmen und Organisationen, in das Projekt eingebunden sind.“ Neben den Hochschulen sind Partner aus der Wirtschaft mit im Boot. Auch Kammern und Gewerkschaften haben vorgeschlagen, was die Studierenden lernen sollten.

Trotz der hohen Gebühren finde der Studiengang Transregional Management bisher großen Anklang, so Bittermann: „Wir können sehr zufrieden sein.“ 30 Studenten sei die Grenze für den etwas weniger teuren Testlauf gewesen. Und Teilnehmerin Bettina Käppeler ist froh, „neue Kontakte zu knüpfen und über den Tellerrand zu gucken“.