: Das Unternehmen Titel-Zurückeroberung
Das rundum erneuerte Alba-Team brilliert auf der Berlin Basketball Trophy, selbst gegen Angstgegner wie Efes Istanbul. Kurz vor dem Saisonstart präsentieren sich die Berliner mit Neuzugängen wie Michael Wright und Matej Mamic gut aufgestellt
VON ANDREAS RÜTTENAUER
Es war ein Wiedersehen mit alten Bekannten – und es war die Begegnung mit einem völlig neuen Team. Zwei alte Freunde nahmen vor dem ersten Spiel der Berlin Basketball Trophy auf der Trainerbank von Alba Berlin Platz. Henrik Rödl, der Excaptain, der seit dieser Saison Assistenztrainer von Emir Mutapcic ist, und Henning Harnisch, einst als „der Fliegende“ bezeichneter Ausnahmespieler, der als Teammanager zu Alba zurückgekehrt ist. Während der Auftaktbegegnung des Turniers gegen Efes Istanbul herzten und knufften sich die beiden beinahe das ganze Spiel über. Sie schienen glücklich zu sein – glücklich über ihren Platz auf der Bank und glücklich über das Spiel ihren Teams.
Darüber freuten sich noch mehr Menschen: Mehr als 5.500 Zuschauer waren zur Auftaktpartie von Alba in die Max-Schmeling-Halle gekommen. Durch den verpassten Meistertitel und die Nichtqualifikation für die europäische Meisterklasse war die Trophy die einzige Möglichkeit für die Basketballfans in der Stadt, so namhafte Mannschaften wie Efes Istanbul und Maccabi Tel Aviv zu begutachten. Tel Aviv ist amtierender Euroleague-Champion und die Mannschaft aus Istanbul regelmäßiger Teilnehmer am Final-Four-Turnier desselben Wettbewerbs. Alba spielt dieses Jahr nur in der zweiten Liga des Kontinents, dem Uleb-Cup.
Die Berlin Basketball Trophy, deren Teilnehmerfeld durch den deutschen Pokalsieger RheinEnergie Köln komplettiert wurde, war einerseits eine Nostalgieveranstaltung, die an die Auftritte Albas auf europäischem Parkett erinnert hat. Und sie war andererseits so etwas wie eine Motivationshilfe für die Spieler. Motto: Wenn ihr regelmäßig gegen so hochkarätige Gegner spielen wollt, dann werdet gefälligst Meister.
Das Unternehmen Titel-Zurückeroberung müssen die Berliner mit einer völlig neu formierten Mannschaft angehen. Im ersten Spiel der Trophy standen nach 15 Minuten erstmals fünf Spieler auf dem Parkett, die vor Saisonbeginn neu zu Alba gestoßen sind. An die Namen Justin Brown, Gerald Brown, Matej Mamic, Tanel Tein und Michael Wright müssen sich die Fans sicher erst gewöhnen. Sie verteidigten eine knappe Führung gegen den türkischen Meister, bis kurz vor der Pause Nino Garris mit 5 Punkten in Folge eine 39:28-Führung herauswarf.
Das verwunderte die begeisterte Anhängerschaft dann schon. Efes Istanbul war der Angstgegner der Berliner in den zurückliegenden Euroleague-Jahren – und plötzlich kommt eine Mannschaft daher, die sich kaum kennt, und spielt ein Team, das sich kaum verändert hat, phasenweise an die Wand.
Zwei Spieler konnten sich ganz besonders gut in Szene setzen. Michael Wright, ein junger Amerikaner, der durch Europa tingelt und Albatrainer Mutapcic schon vor längerer Zeit positiv aufgefallen ist, avancierte mit 21 Punkten zum Topscorer der Auftaktbegegnung und überzeugte auch unter dem Korb. Ebenso Matej Mamic. Mit ihm hat Alba endlich wieder einen dieser immer wachen Defensivspieler, die jederzeit für einen Steel gut sind. Der Kroate könnte eine Stütze des neuen Albateams werden.
Und die Alten: Mithat Demirel, zum Kapitän befördert, zeigte eine ansprechende Leistung, wenngleich er – wie so oft – ein wenig übermotiviert wirkte. Nino Garris konnte zeigen, dass er zu Recht in der Starting Five stand. Die Center Jovo Stanojevic und Szymon Szewzcyk wirkten ein wenig arg steif und erinnerten die Fans an die Probleme, die Alba in den letzten beiden Jahren unter dem Korb hatte.
Macht aber nichts. Denn solange Alba so aufspielt wie im Spiel gegen die keineswegs lustlos auftretenden Istanbuler, kann es durchaus etwas werden mit der Rückkehr in die Meisterklasse. 87:73 (43:42) hatte Alba das erste Spiel gewonnen.
Am nächsten Tag konnte Alba den Pokalsieger aus Köln in einer von der Defense geprägten Partie mit 69:60 bezwingen, und so kam es am Sonntag zu einem echten Endspiel gegen den Euroleague-Champion aus Israel, der ebenfalls die ersten zwei Spiele gewonnen hatte. Ein wahrhaft gelungener Auftakt.
Dass die Fans der guten alten Albazeit dennoch hinterhertrauern, das wurde deutlich, als der Hallensprecher Svetislav Pesic als Hallengast begrüßte. Der Alttrainer wurde lauter besungen als irgendeiner der Spieler auf dem Parkett. Dabei haben die richtig gut gespielt.