: Bürgerinis machen Straßenbauern Dampf
Berliner Bürgerinitiativen demonstrieren heute gegen den Deutschen Straßen- und Verkehrskongress im Hotel Estrel
Berliner Bürgerinitiativen gegen zunehmenden Autoverkehr machen mobil. Vor dem Hotel Estrel soll heute ab 11 Uhr eine kleine Kundgebung gegen einen dort stattfindenden Kongress der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) starten. Diese erstelle „pseudowissenschaftliche Theorien für zusätzlichen Straßenbau und damit für immer mehr Verkehrsaufkommen“, heißt es im Aufruf zur Demonstration.
Die Autokritiker bieten eine einfache Lösung für künftige Verkehrsprobleme: „Nur weniger Kfz-Verkehr ist sinnvoll.“ Der notwendige Verkehr solle so weit wie möglich mit der Bahn, per Fahrrad und zu Fuß bewältigt werden. „Das vorhandene Straßennetz hierfür ist mehr als ausreichend.“ In Berlin richtet sich die Kritik vor allem gegen die Planungen an der Westtangente in Schöneberg und gegen die mögliche Verlängerung der Stadtautobahn über Neukölln nach Treptow und Friedrichshain. „Das wäre eine Katastrophe“, hieß es.
Der Stuttgarter Verkehrswissenschaftler Rudolf Pfleiderer kritisierte gestern die Verkehrsgesellschaft FGSV noch einmal scharf. Die FGSV, die sich alle zwei Jahre zum Deutschen Straßen- und Verkehrskongress ausrichte, habe mit zur Entstehung eine „Pseudo-Verkehrswissenschaft“ beigetragen. „Es wird nicht zur Kenntnis genommen, dass mehr gefahren wird, wenn das Autofahren durch Straßenbau attraktiver wird.“ Die durch Straßenbau zunächst eingesparte Zeit werde in den Verkehr reinvestiert und dazu genutzt, mehr zu fahren und größere Strecken zurückzulegen. Folge: „Der Verkehr nimmt zu.“
Eindrucksvolle Beispiele für unsinnigen Straßenbau sieht Pfleiderer am südlichen Berliner Stadtrand. In der Kritik: das „gigantische Kreuzungsbauwerk für B 96 und B 96a“, die „überdimensionierten Ortsumfahrungen Groß Machnow und Zossen“ sowie der „Wahnsinnsbau der autobahnartigen B 101 im Raum Großbeeren“. Pfleiderers Zukunftsvision heißt „Entschleunigung“. Werde der Autoverkehr langsamer, gehe er zurück.
Vom 13. bis 15. Oktober findet im Neuköllner Estrel-Hotel der Deutsche Straßen- und Verkehrskongress 2004 statt. Dabei würden Fragen des Straßenentwurfs, der Verkehrssicherheit und der Straßenausstattung ebenso behandelt wie Herausforderungen im Straßenbau, heißt es in der Einladung. Weitere Vortragsreihen beinhalteten Themen zum Verkehrsmanagement sowie zur Qualitätssicherung im Straßenbau. ROT