: Schießplatz wird Nationalpark
Grüne wollen die Senne noch vor dem Abzug britischer Truppen zur Schutzzone erklären
DÜSSELDORF taz ■ Die Grünen machen sich für die Errichtung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen stark: Noch vor dem Abzug der britischen Rheinarmee soll die ostwestfälische Senne unter Naturschutz gestellt werden. Das forderte der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Landtag, Johannes Remmel, gestern im Anschluss an die zweitägige Fraktionsklausur im westfälischen Bad Lippspringe.
Zwar will das britische Militär das 148 Quadratkilometer große Gelände noch mindestens 15 Jahre als Panzerübungsplatz nutzen. Dies müsse der Errichtung eines Nationalparks aber nicht im Weg stehen, glaubt Remmel – in Großbritannien gebe es „sieben bis acht“ Nationalparks, die auch militärisch genutzt würden. Auch Nordrhein-Westfalens grüne Umweltministerin Bärbel Höhn unterstützt das Projekt: Bei einer dreitägigen Reise ins Vereinigte Königreich in der nächsten Woche sollen nicht nur Themen wie Emissionshandel und Klimaschutz, sondern auch die Besichtigung des Truppenübungsplatzes Northumberland auf dem Programm stehen, der wie die Senne für Panzerübungen genutzt wird. Genauer untersucht werden müsse aber noch die Altlastenproblematik, etwa durch zurückgelassene Munition, war aus dem NRW-Umweltministerium zu hören.
Unterstützt werden Höhn und Remmel auch von Umweltschützern: „Wir haben die Errichtung eines zweiten Nationalparks in der Senne seit Jahren gefordert“, sagt Dirk Jansen, nordrhein-westfälischer Geschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND). „Der Abzug der britischen Truppen ist eine Riesenchance zur Schaffung eines zweiten Großschutzgebietes neben der Eifel.“ Wie die Grünen hofft Jansen, durch frühzeitigen Naturschutz Widerstände in der Region brechen zu können – derzeit hoffen viele im Kreis Paderborn statt eines Nationalparks auf die Ansiedlung von Gewerbebetrieben. Die strengen Voraussetzungen eines Nationalparks könnte die Senne aber auch als Truppenübungsplatz erfüllen: 75 Prozent der Fläche müssen unter Prozessschutz stehen – menschliche Eingriffe sind nicht erlaubt.
ANDREAS WYPUTTA