: Schweigen über Neuenfelde
Alle wollen miteinander sprechen, aber niemand weiß, wer wann wo mit wem
Hinter den Kulissen glühen die Drähte, nach draußen dringt beredtes Schweigen. Es gebe „viel Bewegung“, sagt Senatssprecherin Annette Busse und versichert, Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sei weiterhin „jederzeit gesprächsbereit“ gegenüber den Obstbauern von Neuenfelde. „Man redet miteinander“, bestätigt Christian Saadhoff, Sprecher der Wirtschaftsbehörde, aber wer genau worüber mit wem, möchte er lieber offen lassen.
„Ein klares Signal aus dem Rathaus gibt es nicht“, berichtet Jeanette Kassin vom Schutzbündnis Süderelbe, der Initiative gegen die Erweiterung des Airbus-Geländes Finkenwerder. Und der Anwalt der KlägerInnen gegen die Verlängerung der Start- und Landebahn, Rüdiger Nebelsieck, spricht von „unvermindertem Aufklärungsbedarf“. Zumindest diese Einschätzung dürfte unstrittig sein.
An einem der nächsten Tage, so schälte sich gestern heraus, dürften Bürgermeister und Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) zu einer öffentlichen Veranstaltung nach Neuenfelde kommen. Einzelverhandlungen zwischen den Betroffenen, die den Verkauf ihres Grund und Bodens für die Werkspiste verweigern, und dem Senat werde es nicht geben, bekräftigt Obstbäuerin Gabi Quast. Ein „Hearing“ aller Beteiligten aber sei vorstellbar: „Alle mit Ole“, sagt Quast.
Erste Sondierungen für einen Termin am morgigen Sonntag oder am Montagabend verliefen nach taz-Informationen ergebnislos. Busse will das nicht bestätigen, stellt aber klar, dass dem Bürgermeister noch „keine Einladung zu zielführenden Gesprächen vorliegt“. Der Gegenseite umgekehrt allerdings auch nicht.
Unter Zeitdruck aber steht der Senat. Bis Ende Oktober erwartet Airbus Planungssicherheit für die Verlängerung der Werkspiste. Anderenfalls stellt der Konzern weitere Investitionen in Finkenwerder infrage. Deshalb bastelt die Wirtschaftsbehörde bereits an Alternativplanungen für eine „Verschwenkung“ der Landebahn. Dafür aber wäre ein neues langwieriges Planfeststellungsverfahren notwendig.
Anwalt Nebelsieck hält diese Option für wenig überzeugend. „Diese Peitsche“, kommentiert der Verwaltungsjurist trocken, „ist nicht sehr schwungkräftig.“
sven-michael veit