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„UNMOTIVIERTE BESCHÄFTIGEN WIR NICHT“

Die AWO bezieht Stellung zu den 1-Euro-Jobs

taz: Andreas Beckmann-Fellgiebel, Sie sind Personalleiter bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO). In welchem Bereich wollen Sie 1-Euro-Jobs schaffen?

Andreas Beckmann-Fellgiebel: Wenn wir sie wirklich einrichten, was nicht endgültig entschieden ist, werden wir sie vermutlich im Hauspflegebereich schaffen, wo nach Inkrafttreten der Pflegeversicherung bestimmte Leistungen nicht mehr erbracht werden. Etwa Zeitung vorlesen. Vorstellbar wären auch Krankenhäuser. Andere Wohlfahrtsverbände stellen sich Ähnliches vor.

 Welcher Umfang wäre vorstellbar?

In diesem Fall wären ungefähr 250 Stellen denkbar.

 Wie gewährleisten Sie, dass keine Stellen abgebaut werden?

Das ist schon dadurch gewährleistet, dass wir auch ein Eigeninteresse daran haben, kein Fachpersonal abzubauen. Denn wenn wir das tun, werden uns im nächsten Jahr die entsprechenden Zuwendungen gekürzt. Darüber hinaus sind wir gesetzlich verpflichtet, bestimmte Mindestanforderungen zur Verfügung zu stellen, die wir nicht durch anderes Personal ersetzen können.

 Würden Sie 1-Euro-Jobber fest anstellen?

Es gehört auch zu den 1-Euro-Jobs, eine Qualifizierung durchzuführen. Im Rahmen freier Stellen würden wir so jemanden auch übernehmen.

 Sind 1-Euro-Jobber überhaupt motiviert genug?

Wir werden mit den Menschen vorher reden müssen. Wenn jemand sagt, er will nicht, dann werden wir ihn nicht einstellen. Jemanden, der völlig unmotiviert ist, beschäftigen wir nicht.

 Welche Vorteile gibt es für die Arbeitslosen?

Ein Punkt könnte das Wiedereingewöhnen in die Arbeitswelt sein. Aus unserer Erfahrung heraus ist es in der Tat so, dass jemand, der wieder eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnimmt, am Anfang Schwierigkeiten mit ganz einfachen Dingen hat wie zu bestimmten Zeiten zu erscheinen. Wobei ich da sehr vorsichtig bin, ich kenne die Menschen ja noch nicht, die zu uns kommen. Ob das dann wirklich so funktioniert, weiß ich im Moment nicht. INTERVIEW: OM

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