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Archiv-Artikel

Passagen und Licht

Bremer Innenstadt soll um ein Viertel wachsen. Kostenpunkt: 73,5 Millionen Euro. Grüne fürchten: Nebenzentren könnten verlieren

Von hey
Möhle: Stadtteile dürfen nicht zwischen City und Stadtrand zerrieben werden

Bremen taz ■ Nach dem Vorbild der Katharinen-Passage will Bremen in den kommenden sechs Jahren weitere gehobene Geschäftsquartiere schaffen. Der Plan für die Entwicklung der Innenstadt und der Nebenzentren bis zum Jahr 2010 soll morgen von der Wirtschafts-Deputation abgesegnet werden.

Insgesamt geht es dabei um 125 Millionen Euro, von denen 73,5 Millionen in die Erweiterung und Verschönerung der City investiert werden sollen. Denn bei den sogenannten 1 a-Lagen hat Bremen laut einer Vorlage für die Wirtschafts- und Bau-Deputationen noch erheblichen Nachholbedarf im Vergleich zu anderen Großstädten. Rechnerisch müsste Bremen 500 Meter mehr davon haben, um zum Durchschnitt aufzurücken.

Entsprechend planen die Experten eine neue „Passagenlandschaft im Martiniquartier“ und hoffen, auf diese Weise die städtebauliche Lücke zwischen Marktplatz und Schlachte zu schließen. Lücken schließen, Brücken bauen – so könnte die Überschrift des gesamten, über 30 Seiten dicken Papiers heißen, in dem es auch um die Ausdehnung der City in benachbarte Viertel geht. Dem Faulenquartier im Westen und dem Ostertor auf der anderen Seite gilt hier die größte Aufmerksamkeit. Hier soll die Schlachte bis an den Stephani-Anleger erweitert werden, dort soll die Ostertorstraße als wichtiges Bindeglied zwischen Domsheide und ‘Viertel’ umgestaltet werden. Als Voraussetzung für eine positive Entwicklung nennt die Vorlage sowohl die touristische Belebung der Innenstadt als auch den Anteil der im Dienstleistungsbereich Beschäftigten. Auf beiden Gebieten müsse Bremen aufholen. Während in Hamburg laut Statistik auf 1.000 Einwohner über 600 Dienstleister kommen, sind es in Bremen gerade mal 166. Insbesondere für die Nebenzentren gebe es hier „bedeutende Entwicklungspotentiale“.

A propos Nebenzentren: Auch für die insgesamt 13 Stadtteile von Blumenthal bis zur Vahr sollen in den kommenden sechs Jahren 52 Millionen Euro locker gemacht werden. So sollen etwa bauliche Verbindungen zwischen dem Blumenthaler Marktplatz und dem neuen Einzelhandelszentrum Müllerloch gestiftet werden. Findorff soll profitieren, indem die Straßenräume rund um die Hemmstraße besser ins Einzelhandelskonzept eingebunden werden.

Zweifel an diesem Teil der Vorlage äußert der grüne Wirtschaftsdeputierte Klaus Möhle. „Die Finanzierung ist auch bei diesem Projekt unseriös“, sagt er und vergleicht die Zahlen der Vorlage mit dem Anschluss-Investitions-Projekt (AIP), das die Koalition für die Jahre 2005 bis 2010 aufgestellt hat. „Da gibt es eine Differenz von mindesten 30 Millionen Euro“, rechnet er aus und glaubt: „Am Ende gibt es zwar Geld für die Beleuchtung des Marktplatzes, aber keins mehr für die Stadtteile.“ Den Hinweis auf die Stiftung Wohnliche Stadt, die in der Vorlage als Mitfinanzier aufgeführt ist, hält er für „sehr problematisch“. Immerhin würde schon jetzt debattiert, ob die Mittel der Stiftung nicht in den regulären Bremer Haushalt eingestellt werden. Laut Möhle darf vor allem eines nicht passieren: Dass das Geld nur für die Innenstadt reicht und die Stadtteile zwischen City und den Einkaufsriesen am Rand der Stadt zerrieben werden. hey