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Archiv-Artikel

Tschetschenischer Oppositioneller in Dubai getötet

Sulim Jamadajew, Ex-General und Gegner des tschetschenischen Präsidenten Kadyrow, wird Opfer eines Anschlags

BERLIN taz ■ Sulim Jamadajew, tschetschenischer Warlord, langjähriger Kommandeur der in der tschetschenischen Bevölkerung gefürchteten Einheit „Wostok“ und erklärter Gegner des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, ist offensichtlich tot. Er wurde am 28. März in Dubai mit drei Pistolenschüssen niedergestreckt.

Ein Polizeisprecher der Vereinigten Arabischen Emirate und der russische Generalkonsul von Dubai bestätigten offiziell den Tod von Jamadajew. Nach Angaben von Zijad Sapsabi, einem tschetschenischem Abgeordneten im Föderationsrat Russlands, sei Jamadajew bereits in Dubai beerdigt worden.

Malina Jamadajewa, die Ehefrau des für tot erklärten ehemaligen Feldkommandeurs, widerspricht dem. „Zwei Tage nach dem Anschlag lag Sulim im Koma. Inzwischen ist er aber nach Angaben der Ärzte außer Lebensgefahr“, sagte sie laut Internet-Agentur Newsru.com.

Wie sein Widersacher, der Präsident Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow, hatte Jamadajew während des ersten Tschetschenien-Krieges (1994–1996) aufseiten der Aufständischen gegen die russischen Truppen gekämpft und 1999 die Seiten gewechselt. Auch Menschenrechtlern ist Jamadajew ein Begriff. 2005 hatte das Bataillon „Wostok“ unter seinem Kommando einem Bericht der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial zufolge das Dorf Borosdinowskaja überfallen. Elf Menschen verschwanden bei dem Überfall. Bis heute fehlt von den Vermissten jede Spur.

2008 verschlechterte sich das Verhältnis von Ramsan Kadyrow zu den Jamadajew-Brüdern Ruslan und Sulim. Die Jamadajews mussten Tschetschenien verlassen. Im vergangenen September wurde Ruslan Jamadajew auf offener Straße von einem Auftragsmörder in Moskau erschossen. Sulim Jamadajew floh Ende vergangenen Jahres in die Vereinigten Arabischen Emirate. Im Januar dieses Jahres steckten Unbekannte Jamadajews Haus in Tschetschenien in Brand.

Die Jamadajew-Brüder sind nicht die einzigen ermordeten Widersacher des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow. Im Januar wurde der Anwalt Stanislaw Markelow in Moskau auf offener Straße getötet. Markelow hatte einen Tschetschenen vertreten, der von Folter in einem geheimen Gefängnis in Tschetschenien berichtet hatte. Dort habe er den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow persönlich gesehen.

Fünf Tage vor dem Mord an Markelow war am 13. Januar der tschetschenische Flüchtling Umar Israilow in Wien erschossen worden. Der Ermordete war in Tschetschenien ein Leibwächter des tschetschenischen Präsidenten Kadyrow gewesen. Nach seiner Flucht hatte er Kadyrow persönlich der Folter in einem Geheimgefängnis beschuldigt. Drei weitere tschetschenische Oppositionelle wurden in den vergangenen Monaten in der Türkei ermordet.

BERNHARD CLASEN