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Archiv-Artikel

Katzav auf der Couch von Sigmund Freud

Israels Staatspräsident führt bei seinem Österreichbesuch nicht nur Gespräche mit Politikern und Wirtschaftsvertretern. Die viertägige Visite gilt auch als Zeichen für eine Verbesserung der angespannten Beziehungen zwischen den beiden Staaten

AUS WIEN RALF LEONHARD

Die Couch von Sigmund Freud war Dienstag eines der ersten Ziele, das Israels Staatspräsident Mosche Katzav in Wien ansteuerte. Dass es nur das Original-Sitzmöbel im Warteraum war und nicht die verschollene Liegestatt für Analysepatienten, tat dem Interesse des Gastes für das Freud-Museum keinen Abbruch. Den zumindest medialen Höhepunkt des Staatsbesuches in Österreich bildete gestern eine Kranzniederlegung im KZ Mauthausen bei Linz. Begleitet von Bundespräsident Heinz Fischer flog Katzav im Hubschrauber an die schaurige Gedenkstätte, wo tausende Juden bei der Zwangsarbeit im Steinbruch zu Tode geschunden wurden.

Neben politischen Gesprächen und Treffen mit Wirtschaftsleuten standen Besuche im Jüdischen Museum von Wien und in der Synagoge auf dem Programm. Der mit fast vier Tagen ungewöhnlich lange Staatsbesuch wird als Krönung des Normalisierungsprozesses der belasteten Beziehungen zwischen den beiden Staaten betrachtet. Katzav, der sich zur Einhaltung der „Roadmap“ und zum Rückzug aus dem Gaza-Streifen bekannte, warb für die Position seiner Regierung.

Bundespräsident Fischer würdigte den „hohen Symbolgehalt“ des Besuchs und sprach von einem Meilenstein in den Beziehungen. Katzav selbst meinte, er sei gekommen, um über die Zukunft und nicht über die Vergangenheit zu sprechen: „Die politische Lage ist nicht zu vergleichen mit der vor vier Jahren, die Atmosphäre ist eine ganz andere.“ Damit spielte er auf das Einfrieren der diplomatischen Beziehungen an, als Kanzler Wolfgang Schüssel im Februar 2000 seine erste Regierung mit der FPÖ bildete. Wegen antisemitischer Töne im Wahlkampf und der deutschnationalen Positionen prominenter Vertreter der FPÖ zeigte sich Israel schockiert und zog seinen Botschafter ab.

Schüssel stand unter Zugzwang zu beweisen, dass seine Regierung nicht hinter die Klarstellungen von Franz Vranitzky zurückfallen würde. Dieser hatte 1993 in Jerusalem als erster Bundeskanzler die von offizieller Seite lange geleugnete Mitschuld Österreichs an den Verbrechen des Nationalsozialismus eingestanden. Unter diesem Legitimationsdruck gelang ausgerechnet mit der FPÖ in der Regierung, was Jörg Haider vorher aus der Opposition jahrelang verhindert hatte: die Einrichtung eines Entschädigungsfonds für die Holocaust-Opfer und die Rückgabe enteigneten jüdischen Vermögens. Benita Ferrero-Waldner bemühte sich als Außenministerin um Entspannung und konnte schließlich im Juli letzten Jahres erreichen, dass Israel wieder einen Botschafter nach Wien zu schicken versprach.

Die Spannungen zwischen Tel Aviv und Wien wurden aber schon während der Ära von Bundeskanzler Bruno Kreisky, SPÖ, genährt. Österreich erkannte 1980 als erster westlicher Staat die Legitimität der PLO an. Arafat wurde in Wien empfangen, die PLO durfte sogar eine ständige Vertretung einrichten. Dass sich Kreisky als Jude im Nahostkonflikt für die Araber stark machte, nahm man ihm in Israel besonders übel. 1986 folgte mit der Wahl des ehemaligen Wehrmachtsoffiziers Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten der nächste Schlag.

Ganz ohne Irritationen kann so ein Staatsbesuch auch heute nicht verlaufen. Warum Wien die Islamistenkonferenz, die aus Berlin verbannt wurde, beherbergen wolle, erkundigte sich Katzav. Das sei noch keineswegs ausgemacht, entgegnete Heinz Fischer, der klar machte, dass er eine Lösung des Nahostkonflikts nur für möglich halte, wenn auch die Rechte der Palästinenser berücksichtigt würden.

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