„taz-Familie, das passt sehr gut“

Warum der taz-Shop den LeserInneneinen Staubsauger vorenthält

Die bunte Jubiläums-taz verkauft sich zurzeit besonders gut. taz-Shop-Mitarbeiterin Harryet Lang steckt sie in Umschläge, klebt sie zu und ein Adressetikett drauf. Ab in die Kiste, 100 Stück in der Stunde. 5.700 Kohl-tazzen gingen schon raus.

Natürlich wird im taz-Shop normalerweise nicht die Zeitung verkauft, sondern alles andere, das Drumherum für die Getreuen. „Für taz-Leser, die sich auch gerne als solche zeigen“, sagt Sabine Merz. Sie ist seit einem Jahr Leiterin des taz-Shops. Seitdem läuft es koordinierter. „Vorher hat man sich hier selber geleitet“, sagt Mitarbeiter Fritz Ulbrich. Das war manchmal ziemlich chaotisch. Und der Laden lief auch nicht so gut wie jetzt. Seit Sabine Merz hier ist, haben sich die Umsatzzahlen immerhin mehr als verdoppelt. Das Weihnachtsgeschäft noch nicht eingerechnet.

Manche Sachen verkaufen sich seit Jahren gut: die ©TOM-Comics und die Fahrradtaschen zum Beispiel. Es gibt aber stets Neues. Welche Waren „gut laufen“ und welche nicht, das ahnt Sabine Merz irgendwie. Ladenhüter? „Nicht seit ich hier bin“, sagt sie und lächelt breit. Der Gedanke, ein leichtes Backgammonspiel (im magnetischen Metallgehäuse) zu ordern, kam ihr ganz persönlich: Sie spielt gern und vermisste eine handliche Ausgabe, zum Mitnehmen, im Sommer ins Grüne oder auf die Reise. Und dass dieses Spiel vielen gefällt, wundert sie nicht. „Ich empfinde mich ja auch als tazlerin. Und das ist nicht nur das Politische, sondern ein ganzes Umfeld.“

Ein Umfeld: Das sind etwa Waren, die Leute, „die sich als tazler empfinden“, entzücken. So sehr, dass sie die Produkte im taz-Shop bestellen. Ein Käuferprofil hat Sabine Merz schon vor Augen. Kein statistisches, sondern eins, das sie von ihren eigenen Neigungen ableitet: „Unser Klientel sind Leute, die nicht ständig im Kaufrausch sind, aber sich doch Wünsche erfüllen.“

Etwa eine Fahrradtasche (wasserdicht), auf der „die tageszeitung“ steht, eine taz-Tazze auf Brillenetui (mit praktischem Klickverschluss) oder -Uhr (Präzisionslaufwerk, mattsilberne Fassung). Bei keiner Tazze dürfen die drei Buchstaben fehlen. Seit Jack Wolfskin letztes Jahr einen Prozess um das gemeinsame Logo gewonnen hat. „Natürlich hatte die taz vor Wolfskin die Tazze“, betont Sabine Merz. Aber die Outdoor-Firma war im Gegensatz zur Zeitung so schlau, sich das Signet registrieren zu lassen.

Abgesehen von den Büchern ist jedes Stück im taz-Shop mit Schriftzug oder Logo versehen: geprägt, gestickt oder gestempelt. Die taz-Uhr am Handgelenk, das Moleskine-Notizbuch unter dem Arm, die Schlüssel am taz-Anhänger – so ausgestattet gibt man mehr als nur Fingerzeige auf seine Mitgliedschaft im Club. „Das Wort taz-Familie passt da sehr gut“, erklärt Sabine Merz. Das sind aber nicht einfach nur die Leser einer Zeitung. Wer dazugehört, der mag eben keinen „modischen kurzlebigen Chic“, ist kein Ramschkramer, keine Sonderpostenfreundin. „Und dazu kommt die Solidarität mit dem Blatt.“ Kein zu großes Wort, meint Sabine Merz, obwohl es hier ja irgendwie auch um Kommerz geht. Was Reelles für gutes Geld finden andere im Fachhandel. taz-Leser tun es im taz-Shop: „Dinge kaufen, die in zehn Jahren nicht kaputt gehen“, sagt Sabine Merz. Wie die Pfeffermühle (aus Rotbuche), die letztes Jahr zur Weihnachtszeit ins Sortiment kam. Das Dezember-Special sollte kein Nussknacker sein, sondern was Besonderes, „ruhig etwas teurer“. Sabine Merz hat dann die Muster bestellt. Die wurden besehen, betastet, geprüft. In der Marketingrunde mit den Leitern der Anzeigen- und Aboabteilung wurde diskutiert und kalkuliert: Ist es das Richtige für die taz-Klientel, sind Design und Preis okay? Die Pfeffermühle wurde ein Erfolg.

Ganz neu ist das Geschäft mit Essbarem. Das fanden nicht alle Leute in der Marketingrunde gut: Lebensmittel gehören nicht in die Zeitung, wandten die Skeptiker ein. Die getrockneten Mangos werden aber sehr gerne genommen. Sie stammen aus fairem Handel.

Sabine Merz hat oft Besuch von Werbevertretern. Die wollen ihr Haushaltsgeräte und Leserreisen verkaufen. Sie rechnen ihr vor, wie viel mehr Menschen die Zeitung abonnieren würden, wenn sie nur zugreifen würde. Sie hat zwar schon mal an einen guten Staubsauger (kugelrund, rot und mit Logo) gedacht, aber den Gedanken gleich wieder verworfen: „Es würde nicht zu uns passen.“ GRIT EGGERICHS

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