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Archiv-Artikel

Nur kein bildender Künstler aus Irland

Mein Interesse lag in Berlin vor allem in der Nutzung des öffentlichen Raumes

In den letzen beiden Wochen sind wir tief eingetaucht in die kulturelle Szene Berlins, die für mich, aus Irland kommend, faszinierend ist. Es ist natürlich, Vergleiche zu ziehen, und es erscheint mir so, dass die finanzielle Unterstützung der Kunst in Berlin sicherlich weit größer ist als in Dublin – auch in Relation zur Einwohnerzahl. Es ist offensichtlich, dass das kulturelle Leben dieser Stadt sehr gesund ist. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten kann es bestehen, und die Berliner fühlen und begreifen, dass Kultur ein integrales und wichtiges gesellschaftliches Element ist.

Das Seminar selbst gibt uns die großartige Möglichkeit, uns mit Menschen aus sehr verschiedenen Ländern anzufreunden und gemeinsame Projekte zu planen. Die Teilnehmer kommen aus der Ukraine, Brasilien, Australien, Russland und so weiter. Ebenso haben wir Gelegenheit, uns mit Berliner Kollegen zu treffen, um von ihnen zu lernen. Mein persönliches Interesse liegt vor allem in der Nutzung des öffentlichen Raumes in Berlin, also in der Frage, wie öffentliche Räume zugänglich und nutzbar für alle werden. In Irland erforschen wir gerade mit Hilfe des City Arts Centers diese Möglichkeiten. Berlin kann uns dabei als Modell dienen. In der Umsetzung heißt dies, dass wir herausfinden können, wie Kultur in Berlin organisiert ist. Wie sind die Regularien, nach denen öffentliche Räume für kulturelle Zwecke genutzt werden können? Wir können uns anschauen, welche Projekte hier umgesetzt werden – auf den Straßen, auf öffentlichen Plätzen. Weil wir im Seminar persönlichen Kontakt zu den Menschen hatten, die Kunst im öffentlichen Raum in Berlin bereits initiiert und durchgeführt haben, können wir für unsere eigene Arbeit in Irland sehr profitieren. Es ist zum Beispiel hilfreich, Strategien und (Kultur-)Politik der Berliner Kunstvereine NGBK und NBK zu kennen. Ein Projekt wie die Artothek des NBK ist augenscheinlich sehr erfolgreich, und es könnte meiner Ansicht nach für ein irisches Publikum adaptiert werden – freilich mit ein bisschen finanzieller Unterstützung seitens der Regierung. Ich war ein wenig enttäuscht, das in den vielen Galerien und Museen, die ich besucht habe, keine bildenden Künstler aus Irland vertreten waren. Keiner hat je ausgestellt oder hatte in Berlin ein Stipendium. Es muss in Irland also noch viel dafür getan werden, irische Künstler hier in Europa bekannt zu machen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten des kulturellen Austausches zwischen Deutschland und Irland. Daran möchte ich nach meiner Rückkehr nach Dublin arbeiten.

ALEXA COYNE

Die Autorin ist Kuratorin am City Arts Center in der irischen Hauptstadt Dublin