was macht eigentlich... … Fritz Vilmar?
: Die Brocken hinschmeißen

Dem Kanzler war er klar voraus. Während Gerhard Schröder seit vier Jahrzehnten Märkchen ins Parteibuch klebt, blickte Fritz Vilmar, Emeritus am Otto-Suhr-Institut der FU für Politikwissenschaft, auf 50 Jahre SPD zurück. Mehr werden es nicht. Vor dem Bochumer Parteitag, wo Schröder die Genossen auf Reformlinie trimmen will, verkündete der Soziologe den Austritt.

Der Kanzler ist daran nicht unschuldig – im Gegenteil: Er hat den „demokratischen Sozialismus“ – damit meint Vilmar die SPD – auf dem Gewissen. „Die SPD ist geistig eine Tote, der man aus wahlpolitischen Gründen die Nachricht von ihrem Ableben noch nicht mitgeteilt hat.“

Vilmar, der kleine Mann mit Glatze, Kinnbart und Seidenschal, der sein akademisches und politisches Engagement immer unter das Motto „Demokratisierung“ gestellt hat, war lange Mitglied der SPD-Grundwertekommission. Daran gemessen kamen seine Ideen immer ein wenig zu widerborstig daher – sei es die These von der „Kolonialisierung der DDR“ oder sein Interesse an alternativen Lebensformen, das in der Mitgründung einer Ökokommune gipfelte.

Die „totale Nichtachtung des Grundsatzprogramms von 1989, vor allem aber die weitgehende kapitalistische Anpassungspolitik von Gerhard Schröder“ zwangen ihn nun zu einer „schmerzhaften“ Bilanz. Schon vor Jahren erklärte Vilmar Studenten, die SPD-Mitgliedschaft bedeute für ihn einen „Spagat, der eigentlich keiner mehr ist“. Jetzt hat er die unbequeme Stellung aufgegeben.

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