Neuer alter Meister

Der VfL Gummersbach plant ein Comeback in erfolgreiche Zeiten. Zukünftige Spiele auch in der Köln-Arena

GUMMERSBACH taz ■ Wenn die alten Meister der Handballbundesliga aufeinander treffen, geht es schon längst nicht mehr um Erfolge und Titel. Duelle zwischen dem VfL Gummersbach und dem TV Großwallstadt dienen eher der nostalgischen Verklärung. 1.991 Zuschauer in der nicht ausverkauften Gummersbacher Eugen-Haas-Halle traten am Samstagabend die Zeitreise an. Eigentlich enttäuschend, wenn man bedenkt, dass der VfL bei seinen drei- bis viermal im Jahr stattfindenden Gastspielen in der 40 Kilometer entfernten Köln-Arena regelmäßig fünfstellige Besucherzahlen erzielen kann. Dennoch, diejenigen, die kamen, sahen einen klaren 30:17-Erfolg der Gummersbacher. Die Oberbergischen konnten vor den Sonntagsspielen ihren sechsten Tabellenplatz sichern – 12:6 Punkte, drei Zähler hinter Tabellenführer HSV Hamburg. „Wir hatten vielleicht zu großen Respekt vor diesem VfL“, sagte Gäste-Coach Peter Meisinger nach dem Spiel. Welch ein Lob!

Der letzte Titel der Gummersbacher datiert aus dem Jahr 1991, die oberfränkischen Gäste waren ein Jahr zuvor erfolgreich. Insgesamt holten beide Klubs 18 nationale Titel und ebenso viele internationale Pokale. Zwischen 1978 und 1985 teilten sie sich regelmäßig die Meisterschale. „Es ist unser ganz eindeutiges Ziel, auf Dauer wieder unter die ersten fünf Mannschaften der Handball-Bundesliga zu kommen“, sagt Gerd Rosendahl, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer, des VfL Gummersbach. Der Förderverein will den ehemals verschuldeten Klub wieder auf eine solide Basis stellen. Langfristig müsse der Verein an die Erfolge des „alten VfL“ anknüpfen. Meisterschaft und Champions-League sind in naher Zukunft Pflicht.

Spiele in Köln gehören mit zum Plan – auch wenn die Verantwortlichen ihre „Verbundenheit mit der Region Gummersbach“ immer betonen. Fakt ist: Erfolgreicher Handball wird mittlerweile in den Zentren gespielt: Hamburg, Kiel, Flensburg und Magdeburg. Kleinstädte wie Lemgo oder Gummersbach, mit den 54.000 Einwohnern sind immer seltener an der Spitze der ehemaligen dörflich strukturierten Handballbundesliga zu sehen. Mannschaften wie Hüttenberg oder Hofweier sind verschwunden, Dankersen oder auch Großwallstadt kämpfen um ihre Existenz.

Der VfL Gummersbach will sich davon lösen. Zur Umsetzung der Pläne wurden unter anderem der talentierte Rückraumspieler Daniel Narcisse aus Frankreich und der dänische Kreisläufer Ian Marko Fog verpflichtet – mit neun Treffern waren sie maßgeblich am Erfolg gegen Großwallstadt beteiligt. Weitere Stützen sind die Nationalspieler Frank von Behren und Mark Dragunski sowie Dauerschütze Kyung-Shin Yoon aus Korea. Und natürlich Trainer Richard Ratka, vor der Saison von Aufsteiger HSV Düsseldorf gekommen. Die „mannschaftliche Geschlossenheit“ sei das große Plus des Teams, so Ratka. Vor allem der sechs-Mann starke, wurfgewaltige Rückraum war am Samstag für zwei Drittel der Tore zuständig. Selbst von den starken Defensiven aus Flensburg und Lemgo waren sie kaum zu kontrollieren.

Wegen der Länderspielpause geht die Bundesliga erst am 24. November weiter. Mit dem VfL Pfullingen kommt ein weiteres dörfliches Relikt in die wahrscheinlich nicht ausverkaufte Gummersbacher Sporthalle. Der Weg nach oben erfordert Geduld.

HOLGER PAULER