montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Neulich saß ich mit Joschka Fischer, dem Außenminister und Vizekanzler, inkognito, unerkannt und heimlich in einem Café in Berlin-Mitte. Wir hatten unseren diebischen Spaß an den wilden, ungezähmten und ungehemmten politischen Diskussionen, die an unsere Ohren brandeten. Als plötzlich ein Girlie, eine Hip-Sister, ein Hop-Bunny an unseren Tisch trat und mich rüde anrempelte: „He, Hutzel, nimm mal dein Nasenfahrrad ab und reite darauf nach Hause. Ich habe mit dem Außen-Meister hier was zu bereden.“ Schlagartig fiel ich ins Hormonloch. Wieso bloß hatte Fischer diesen Erfolg bei Frauen, während ich …? Schon 1978, als ich leider noch zu den Linken gehörte, saß der dicke Fischer nächtelang am Weibertisch und redete und redete und redete auf die Schlampen, Fuchteln und Zicken ein, während wir Männer der Tat die Revolution machten. Heute ist es genau umgekehrt: Ich rede und rede und rede, und Fischer geht nach Hause: „Revolution machen“, wie er sein unappetitliches Hobby neuerdings nennt.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.