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Archiv-Artikel

Blech, zum Letzten

Weil er schwarze Zahlen schreiben soll, streicht der Nachrichtenkanal n-tv auch seine Quotenbringer. Ein Besuch im vorerst letzten „Grünen Salon“

aus dem Grünen SalonSTEFFEN GRIMBERG

Es ist schon schwer, sich zu verabschieden, obwohl man gar nicht gehen will. Und so war auch der letzte „Grüne Salon“ auf n-tv, dieser Edelstammtisch unter den deutschen Polittalks, über weite Strecken – Nabelschau. Erich Böhme und Heinz Eggert, die ursprünglichen Salonlöwen, wurden noch einmal hervorgerollt und beharkten sich in altgewohnter Weise. Ihre sonst durchaus zu Zwischentönen fähigen Nachfolger, die grüne Ex-Bundesministerin Andrea Fischer und Bild am Sonntag-Chef Claus Strunz, spielten mit.

Wie läuft also das Karussell im politischen TV-Gewerbe?

„Da sitzt Frau Merkel, dort der Merz, dann der Scholz“, sinnierte Eggert: „Sie wissen doch, was diese Leute reden, ist Blech.“

Böhme: „Und wer sitzt dazwischen?“

Eggert: „Christiansen.“ – Gut, dass das mal wieder jemand sagt. Allein, es nützt nichts. Beim Thema Parteiausschluss für den CDU-Abgeordneten Martin Hohmann blieb Eggert seinem eigenen, schwer erträglichen schlichtkonservativen Populismus treu („Die Rede war dämlich, aber Sie überschätzen die Dummheit des Herrn“). Das zweite geplante Politthema, der SPD-Parteitag, kam gar nicht vor. Und denn war Schluss.

215 Sendungen hat es aus dem „Grünen Salon“ gegeben, jetzt fällt er den Sparplänen des Nachrichtenkanals zum Opfer. Auch der „Talk in Berlin“ verschwindet zum Monatsende. Aber warum n-tv die beiden Talkrunden abschafft, möchte beim Sender niemand direkt erklären. Schließlich sind sie Quotenhighlights des an chronischer TV-Schwindsucht leidenden Programms.

Man verweist lieber darauf, dass doch immerhin Friedrichs Küppersbuschs Produktionsfirma Probono an einem Nachfolgeformat für den sonntäglichen „Talk in Berlin“ sitze. Und dementiert energisch, dass „Maischberger“ mittelfristig das Aus drohe: Die Verträge laufen bis Juni 2004, im Frühjahr soll über eine Fortsetzung verhandelt werden. Sorgen, aber auch das wird nur hinter vorgehaltener Hand formuliert, macht dem seit 2002 mehrheitlich zur RTL-Gruppe gehörenden Nachrichtenkanal aber die ARD-Sendung „Menschen bei Maischberger“. Weil sie so gar nicht funktioniert und die Marke Sandra Maischberger abwertet.

Die Verantwortlichen der Produktionsfirma AVE versprühen derweil Optimismus, dass ihr „Grüner Salon“ demnächst eben woanders weiterläuft. Und verdrehen die Augen, wenn man sie fragt, welches Interesse denn der RBB an der Sendung haben sollte. Und in den Abspann hinein blökt zuverlässig Heinz Eggert: „Wird n-tv jetzt auch abgeschaltet?“