: Zwei Quadratmeter Nestwärme
Ab 29. Dezember beginnt in Hamburg das wohl größte Europäische Jugendtreffen. Im Zeichen der christlichen Bruderschaft von Taizé werden rund 60.000 Gäste erwartet. Noch werden Schlafplätze für die Besucher gebraucht
von ALEXANDER DIEHL
„Nach der verlorenen Olympia-Chance“, sagte Ole von Beust im April dieses Jahres, „ist das eine tolle Nachricht.“ Da war spruchreif, dass die Hansestadt das diesjährige Europäische Jugendtreffen der Bruderschaft von Taizé begrüßen darf. Mithin, so der Erste Bürgermeister weiter, werde von hier aus „ein Zeichen des Friedens und der Völkerverständigung in die Welt strahlen“.
Auf Einladung von Nordelbischer Landeskirche und dem katholischen Erzbistum wird die Stadt drei Tage lang, vom 29. Dezember bis 2. Januar, Schauplatz des wohl größten Events für Europas christlichen Nachwuchs. Wenigstens 60.000 Angehörige aller Konfessionen, so erwarten die Veranstalter, reisen aus ganz Europa an, um einander zu treffen, gemeinsam zu beten und zu diskutieren – und sich, vielleicht, besser kennen zu lernen.
Als „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“ fasst die Communauté ihr seit 25 Jahren betriebenes Projekt auf, dessen jüngstes Kapitel nun in Hamburg geschrieben wird. 1978 richtete die ökumenische Bruderschaft in Paris die erste solcher Begegnungs-Großveranstaltungen aus, seitdem gastierte man in west-, später auch mitteleuropäischen Metropolen. „Sicher haben sich nicht alle 80.000 zu Christus bekehrt“, so ein französischer Bischof im Anschluss an das Jugendtreffen im vergangenen Jahr, wiederum in Paris. „Aber es wurde ihnen ein Weg nahe gelegt, auf dem sie innere Kraft finden, um sich dem Evangelium zu nähern.“
Ihre Beteiligung an diesem ökumenischen Event zugesagt haben rund 200 Kirchengemeinden in und um Hamburg. Dort kommen die internationalen Gäste unter, und dort bereiten zurzeit zahllose Unterstützer Workshops und gemeinsame Gottesdienste vor. „Eine knappe Stunde Weg“, sagt Frère Emile, sei den Teilnehmern zuzumuten von der Peripherie, den Gastfamilien und sonstigen Unterkünften, zu den Messehallen, wo alle mittags zusammenkommen, essen und beten. Seit mehreren Jahren ist der gebürtige Kanadier Emile mit Vorbereitung und Durchführung der Jugendtreffen betraut. Als einer von zehn Frères aus Taizé werkelt er, unterstützt von 20 Freiwilligen aus halb Europa, daran, dass alles klappt. Die heiße Phase hat im September begonnen, aber längst ist noch nicht alles perfekt. So fehlt es etwa immer noch an dem einen oder anderen Schlafplatz. „Die Besucher brauchen keinen Komfort. Zwei Quadratmeter trockenen Bodens reichen.“