: Gelungene Umbauarbeiten
SCHAULAUFEN Auch ein HSV, der sich für Werder schont, ist Hannover 96 mit 2 : 1 deutlich überlegen
Nach 67 Sekunden, bei 18 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein, war vor 56.600 Zuschauern im Volkspark schon viel gelaufen. Jerome Boateng hatte von Rechts geflankt und Mladen Petrić das gemacht, was er wirklich gut kann: den Ball ins gegnerische Tor zu befördern. Hannovers Torwart Robert Enke hob die Hände, aber da war der Ball schon im Netz, und die Geste sagte: „Da kannste nichts machen“.
HSV-Trainer Martin Jol hatte umgebaut. Wie man das Auto umbaut, wenn man die kleinen Freundinnen der Tochter auf einen Ausflug mitnimmt. Innenverteidiger Joris Mathijsen blieb wegen der fünften gelben Karte draußen, Stürmer Ivica Olić, die Defensivspieler Collin Benjamin und Dennis Aogo wurden geschont. Der Grund: Am Mittwoch trifft der HSV im DFB-Pokal auf den SV Werder Bremen und das ist für beide Mannschaften ein eminent wichtiges Spiel.
So spielten Alex Silva und Michael Gravgaard in der HSV-Innenverteidigung, was nicht immer stabil aussah. Gaëtan Kebs, kurz vor Ende der ersten Halbzeit, hatte die größte aller Hannoveraner Großchancen. Hannovers Trainer Dieter Hecking, der mit seiner Mannschaft um den Klassenerhalt kämpft, hatte keinen Grund, einen seiner Spieler zu schonen: Mario Eggimann und Christian Schulz bildeten die Innenverteidigung, Krebs spielte im linken, Jiří Štajner im rechten Mittelfeld, Mike Hanke im Sturm.
In der 53. Minute die Entscheidung. Marcell Jansen brachte den Ball zu Paolo Guerrero, der seinen Gegenspieler auskreiselte, auf Petrić flankte, der den Ball einschob. Der Rest war Schaulaufen: Mickael Tavares im Mittelfeld und Jonathan Pitroipa zeigten, wie es aussieht, wenn man mit Ball und Gegner spielt. Dann brachte Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) Spannung ins Spiel, als er einen Handelfmeter gegen den HSV pfiff, den Forsell sicher verwandelte. In der 74. Minute hielt Pitroipa die Spannung, als er innerhalb von fünf Sekunden den Ball dreimal nicht an Enke vorbeibrachte. Es blieb auch deshalb beim 2 : 1-Sieg, weil der HSV in den letzten zehn Minuten auch beste Torchancen ausließ.
Hannover muss weiter auf seine Heimspiele setzen, um den Klassenerhalt zu schaffen, der HSV bleibt vorn dran. Auch mit einer Mannschaft, in der nicht nur die erste Garnitur steht und am Ende einige Spieler nicht dort spielten, wo sie normalerweise spielen. „Das können die, das machen die gut“, sagte HSV-Trainer Martin Jol. JAN KAHLCKE