Kernsanierte Handwerksmesse

Einst hieß die Messe „Haus & Wohnen“ schlicht und einfach „Handwerksmesse NRW“. Nach einem tüchtigen Relaunch vor zwei Jahren öffnet sie heute in Köln wiederum die Pforten. Die Branche setzt auf Handwerk, das Geld und Ressourcen spart

VON SALVIO INCORVAIA

Ökologisches Bauen, Kunsthandwerk und Gebäudereinigung stehen ab heute für vier Tage im Zentrum der Handwerksmesse „Haus & Wohnen“ in Köln. Die Branche will sich innovativ wie nachhaltig geben. „Wir wollen über Techniken und Konzepte informieren, mit denen Geld und Energie gespart sowie Umwelt und Gesundheit geschützt werden können“, sagt Uwe Nehrhoff, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln.

Zum zweiten Mal präsentieren die Messegesellschaft Handwerk Nordrhein-Westfalen und die Handwerkskammer zu Köln die neu konzeptionierte Ausstellung in den Messehallen in Köln-Deutz; diesmal auf 22.000 Quadratmetern. Ob Energiesparen, ökologisches Bauen, Wohnen im Alter, Raum sparende Wohnkonzepte, Einbruchssicherheit – die Veranstalter gehen mit der Zeit .

Ökolgisches Heizen

Die Umsetzung von Umweltvorschriften wird zum zentralen Thema der Branche: Moderne Heizungsanlagen oder Gasbrennwertgeräte sind genauso Schauobjekte wie Energiesparfenster oder neu entdeckte Dämm-Materialien wie Flachs, Hanf, Schilf und Schafwolle.

Offenbar hat das rundum sanierte Messekonzept Erfolg: Regionale und überregionale Handwerksbetriebe, Verbände, Hersteller und Händler wollen das Branchentreffen wiederum als Plattform für Kontakte und Informationen nutzen. Auch Innungen, Nordrhein-Westfalens Verbraucherzentrale und das Landeswirtschaftsministeriums haben ihren Messeauftritt. Bis zu ihrer Umbenennung 2002 war die im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindende Ausstellung als ‚Handwerksmesse NRW‘ bekannt. Durch die Neukonzeptionierung im Jahr 2002 erhielt die Messe Auftrieb: Auf Anhieb besuchten 37.000 Besucher die Hallen. Beim zweiten Mal wollen sich bis zum 21. November 552 Aussteller aus 13 Ländern zu den Themen Bauen, Modernisieren und Gestalten vorstellen.

High Tech im Haus

Elektronik und technische Dienstleistungen sind auch aus dem Handwerk nicht mehr wegzudenken: High-Tech spielt eine wachsende Rolle. Ob Fußbodenheiztechnik, Blitz- und Überspannungsschutz, Telekommunikation, Melde-, Steuerungs- und Kommunikationstechnik – die technischen Anbieter rund um Gebäude, Wohnung und Haus werden in diesem Jahr besonders stark vertreten sein. „Neben Solarflächen und innovativen Baumöglichkeiten präsentieren Aussteller komplette Konzepte für Niedrigenergiehäuser“, sagt Jan Pothof, Geschäftsführer der Kölnmesse-Ausstellungen.

Heizmöglichkeiten mit Erdwärme oder den in NRW besonders geförderten Holzpellets sollen vorgestellt und bekannter gemacht werden. Für den Verbraucher soll noch mehr Service aus einer Hand angeboten werden. Die Veranstalter setzen auf Informationen von der Planung über die Ausführung bis zur Finanzierung und Versicherung von Bauprojekten. Ohnehin braucht die Branche neue Impulse. Der traditionelle Markt schrumpft. Dagegen nehmen Altbausanierung, Modernisierung und Renovierung zu. Der Markt wird zunehmend von der Nachfrage älterer Menschen geprägt. So spezialisieren sich die Handwerker auf seniorengerechtes Wohnen und barrierefreies Bauen.

Erhoffter Aufschwung

Dennoch hat sich die Geschäftslage im Handwerk kaum verbessert: Im ersten Halbjahr 2004 verringerte sich die Beschäftigtenzahl im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent; der Umsatz sankt um 0,2 Prozent. Das Ende der Branchen-Talfahrt soll auch nicht nur durch modernere Messepräsentationen, sondern auch durch das Erschließen neuer Märkte eingeleitet werden. Seminare, Workshops und Vorträgen widmen sich den neuen Geschäftsfeldern.

Auf dem parallel stattfindenden ‚Außenwirtschaftstag Handwerk‘ wird der Europäische Handwerkspreis verliehen. Im Mittelpunkt der Tagung steht Osteuropa, besonders die neuen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Export orientierten Handwerkern werden die Unterstützungsleistungen der Handwerksorganisationen und des Bundes vorgestellt werden.

Im Mittelpunkt steht aber der Verbraucher: „Die Messe bietet ein Programm für die ganze Familie. Besonders Familien mit Kinder sind auch willkommen. Kleine Kinder können in einem Areal für Kinder abgegeben werden“, sagt Pia D‘Hondt, Projektleiterin der ‚Haus und Wohnen‘. Für Vorführungen, Unterhaltung und Moderation sei an den Ständen gesorgt.

Die Messe ist in sechs Themen aufgeteilt: Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro- und Metallgewerbe, Gebäudereinigung, Holzgewerbe, Glas-, Papier-, Keramik- und Kunsthandwerk sowie das Raumaustatter-Gewerbe. Hier präsentieren sich die dazu gehörigen Handwerkszweige. Zu jedem Zweig befindet sich ein Demonstrations- und Informationszentrum. Hier stellen die Handwerksverbände Innovationen, Trends und neue Themen vor. Daran angegliedert zeigen die Handwerksbetriebe ihre individuelle Produkt- und Leistungspalette. Zulieferer und Dienstleister flankieren mit ihren Angeboten die Themen. Für Besucher sind die Pforten des Messegeländes an den vier Tagen von jeweils 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

Das Handwerk in Nordrhein-Westfalen hofft auf den Erfolg der ökologisch orientierten Ausstellung: Geschäftskontakte anbahnen, den Verbraucher und Messebesucher über Neuheiten aufklären, Produkte und neue Ideen vorstellen – all dies wird ab heute in den Kölner Messehallen für vier Tage im Mittelpunkt stehen.