: Parkfreunde sind sich nicht grün
Wie verhärtet die Fronten beim Thema Eintrittsgeld für den Schlosspark Charlottenburg sind, zeigt eine Podiumsdiskussion. Kultursenator Flierl argumentiert vehement gegen die Gebühr
VON KATRIN SCHINGS
Wer Kassenhäuschen vor Berliner Parks aufstellen will, kriegt es mit dem Volkszorn zu tun: „Ich wüsste gerne, wie überhaupt die Idee zu einer Satzungsänderung entstanden ist“, sagt erbost Dorothea Garske von der Bürgerinitiative „Rettet den Schlosspark“. Eine solche wäre Voraussetzung dafür, dass die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Schlosspark Charlottenburg Eintritt nehmen könnte. Die Bürgerinitiative stemmt sich vehement gegen den Plan.
Die SPD Charlottenburg hatte am Dienstagabend zur Diskussion ins Rathaus Charlottenburg geladen, prominente Streiter waren gefolgt: Für die Stiftung sprachen etwa Gartendirektor Michael Seiler und Verwaltungschef Heinz Berg, als Mitglieder des entscheidungsbefugten Stiftungsrats saßen André Schmitz, Chef der Senatskanzlei, und Kultursenator Thomas Flierl auf dem Podium.
Seit 2000 hat die Stiftung den Schlosspark unter ihrer Obhut. 50 Millionen Euro gibt sie jährlich für ihre Anlagen aus, zu denen etwa auch der Park Sanssouci gehört. Ein Drittel davon muss sie selber aufbringen. Die öffentlichen Zuschüsse werden in den nächsten Jahren abgesenkt, bei der Stiftung wird das Geld knapp. Eintrittsgelder für die Parks Charlottenburg und Sanssouci sollen helfen. „Ich gebe zu, dass dies einen Paradigmenwechsel bedeuten würde“, sagt Gartendirektor Seiler – als strikter Befürworter einer „Schutzgebühr“ für den Park.
Damit waren die Antipoden dieses Abends klar. Ist der Park in erster Linie für den Menschen da, oder gilt es, ihn als Gartendenkmal vor zu vielen Mensch zu schützen? Ernst wird es am 20. Dezember, wenn der Stiftungsrat zusammentritt und über besagte Satzungsänderung beschließt.
„Die Probleme des Parks kann die Stiftung nicht allein lösen, aber wir sollten nicht den Rubikon überschreiten, Eintritt zu nehmen“, sagt Kultursenator Flierl. Damit war er einer Meinung mit den übrigen Diskutanten Monika Thiemen, Bürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Hella Dunger-Löper, Staatssekretärin für Stadtentwicklung, und Dorothea Zöbl, stellvertretende Kreischefin der SPD-Charlottenburg. Der trotz der momentanen Querelen um seine Person aufgeräumt wirkende Kultursenator Flierl sprach sich deutlich gegen den unkritischen Rekonstruktivismus aus, aus dem Park nur ein kostbares Juwel zu machen.
Die Unversöhnlichkeiten traten im Laufe des Abends immer deutlicher zutage. „Ich wehre mich dagegen, als Gegner der Parkbesucher bezeichnet zu werden“, versuchte zwischendurch Stiftungsverwaltungschef Berg die aufkeimende Verbitterung zu beschwichtigen, aber es gelang ihm nicht ganz.
Die Stiftung als Befürworterin von Eintrittsgeld möchte mit der historischen Rekonstruktion fortfahren. Der Besucher soll auf Wegen lustwandeln und sich an der Schönheit des vorderen, barock-feudalen Parks erfreuen. Erst hinten, auf den nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeschütteten Trümmerwiesen, darf er sich auch mal auf eine Wiese setzen. Auch die Bürgerinitiative will gepflegtes Grün, aber „die Stiftung muss die Gartendenkmalpflege und den Erhalt des Parks als Erholungsort unter einen Hut bringen“, sagte Eva Gömüsay.