: Schere geht weiter auf
Reale Nettolöhne sanken – Gewinne stiegen: Gewerkschaftsbund legt Verteilungsbericht vor
BERLIN epd/taz ■ Die realen Nettolöhne und -gehälter sind nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in den vergangenen zehn Jahren um 1,5 Prozent zurückgegangen. Diesem Trend stünden steigende Unternehmensgewinne gegenüber, sagte DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer gestern in Berlin bei der Vorstellung des DGB-Verteilungsberichts 2003.
In den regelmäßig zusammengestellten Berichten beschreibt der DGB anhand allgemein zugänglicher Daten langfristige Trends bei Lohnentwicklung, Gewinnen und Arbeitskosten. Die Netto-Reallöhne sind den Angaben zufolge gesunken, weil die Lohnsteigerungen der vergangenen Jahre höhere Abgaben und die Preisentwicklung nicht ausgeglichen haben.
Putzhammer sagte, während die Tariflöhne im Untersuchungszeitraum um 3,7 Prozent angehoben worden seien, seien die tatsächlich gezahlten Löhne nur um 2,7 Prozent gestiegen. Er führte dies auf den Abbau übertariflicher Zahlungen, die Anwendung von Öffnungsklauseln in Tarifverträgen und immer mehr untertarifliche Bezahlung vor allem im Osten Deutschlands zurück.
Putzhammer hob hervor, dass auch die Lohnquote, also der Anteil von Arbeitnehmereinkommen am Volkseinkommen, weiter rückläufig sei. Demgegenüber habe die sinkende Steuerbelastung die Nettogewinn- und Vermögenseinkommen stark erhöht. Preisbereinigt seien sie in den vergangenen zehn Jahren um 23 Prozent gestiegen.
Putzhammer betonte, der Anstieg der Lohnstückkosten seit den 90er-Jahren sei hingegen „extrem niedrig“ ausgefallen, habe also die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik nicht beeinträchtigt.
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