NACH DEN ANSCHLÄGEN: DURCHHALTEPAROLEN HELFEN NICHT WEITER
: Der Irak braucht eine politische Alternative

Genau an den Schwachpunkten der Besatzung greift die irakische Guerilla an. Bei den ausländischen Toten der letzten Tage handelt es sich allesamt um Angehörige der Koalition der Willigen, die den Amerikanern in der Irakbesatzung zur Seite steht – und in allen Herkunftsländern stößt der Schulterschluss der jeweiligen Regierung mit den USA auf heftigen Widerspruch. Das ist auch der irakischen Guerilla nicht entgangen. Sie wird nicht ernsthaft glauben, dass ihre Operationen kurzfristig zum Rückzug ausländischer Kontingente führen. Aber sie hat sicherlich bewirkt, dass weitere Länder sich ein Engagement im Irak sehr genau überlegen werden. Das kann tatsächlich zu einer gewissen internationalen Isolation Washingtons führen. Zugleich demonstrieren die Anschläge ihre Stärke und zielen auch auf inländische Kollaborateure. In ihrer Logik sind das alle, die die staatlichen Strukturen des Irak wiederaufbauen wollen und damit zugleich den Machtanspruch der Despoten unterlaufen, deren Interessen die Guerilla vertritt.

Man werde niemals im Kampf gegen Terror einlenken, verlautet es nun aus den Hauptstädten der betroffenen Nationen. Das klingt gut und standhaft, aber mehr Soldaten helfen nicht. Der Weg ist politischer Natur: Das Land braucht eine politische Alternative zum militanten Widerstand gegen die Besatzung, eine „irakische Lösung“. Doch gerade da stockt es. Der von den USA vorgeschlagene Fahrplan für die Machtübernahme der Iraker und das Ende der Besatzung stößt im derzeit amtierenden irakischen Regierungsrat auf Widerstand. Dort werden so schnell wie möglich allgemeine Wahlen gefordert, um endlich ein legitimes Regierungsgremium zu schaffen. Außerdem steht immer noch die Frage im Raum, wann die ausländischen Truppen eigentlich genau abzuziehen gedenken.

Derweil dauert die Suche nach Alternativen zur jüngsten US-Roadmap an. Solange sie nicht gefunden sind, werden die Angriffe weitergehen. Schlimmer noch: Von Monat zu Monat wird die Guerilla gegen politische Lösungen immer unempfindlicher. KARIM EL-GAWHARY