Strahlende Gesichter: Die Weakerthans verzaubern das Publikum im Grünspan : Du hängst nur noch rum
„Konsens!“ Das rufen alle. Die Weakerthans sind in der Stadt. Alle sind begeistert von unserer kleinen Lieblingsband aus Winnipeg. Alle lieben das neue Album Reconstruction Site. Und ja, die Weakerthans lieben uns auch: John K. Samson, der Sänger des supersympathischen Vierers, ist ganz begeistert von seinem Publikum: Bei Konzerten strahlt er stets über das ganze Gesicht, weil er sieht, wie viel Freude seine Fans haben. Alle sind glücklich. Doch es ist auch fast unmöglich, mit dieser Mischung aus leicht angezerrten Popgitarren, Bittersweetmelodien und dem an Neil Young geschulten Gesang unglücklich zu sein.
Aus der Tradition des amerikanischen College-Rock der Lemonheads, aus Country-Balladen und dem Wüstenrock von Neil Young schnitzen sich die vier Kanadier ihre euphorische Popmusik. Ihr Sinn für Romantisches, der süße Unschuldsblick ihres Sängers – all das macht sie zu einer Band, die einfach jeder mag: Kaum ein zweistimmig gesungener Refrain, kaum eine Textzeile, die das Publikum nicht mitsingt. Zwar sind die Weakerthans nicht aus dem Indie-Pop-Himmel gefallen – was die Band aber von den unzähligen ähnlich klingenden Kollegen unterscheidet, sind ihre guten Ideen und die Qualität ihrer Songs. Schon auf ihrem Album Left and Leaving gab es kein Lied, das nicht zum Hit taugen würde.
Das vor kurzem erschienene dritte Album klingt ebenso ungestüm, blauäugig, sonnenhungrig und vorwärts preschend wie Left and Leaving. Zwischen gut gelauntem Country-Rock, ruhigen Folknummern und treibendem Punkrock pendelt die Band, zwischen verzerrter E-Gitarre und quietschender Pedal-Steel wirkt die Musik derart charmant, dass sich immer mehr Menschen in die Weakerthans verlieben. „Wir mögen es, Stücke zu schreiben und sie zu spielen“, sagte John K. Samson in einem Interview – so einfach klingt es manchmal, wenn man Spaß an der Musik hat.
Vor allem aber haben die vier Musiker der Weakerthans ein Gespür für Eindringliches: Das Cover von Left and Leaving zeigte den Inhalt der Hosentasche eines toten Freundes, all die kleinen Dinge, die jetzt Bedeutung bekommen und zu Erinnerung werden. Das Stück „Plea From A Cat Named Virtue“ erzählt den Alltag einer ziemlich zynischen Hauskatze, die sich gehörig über das Selbstmitleid ihres Herrchens aufregt: Du hängst nur noch rum und bemitleidest dich, seit dem Tag, an dem du mich mitgenommen hast, heißt es in dem Stück. Ihren Namen haben die Weakerthans übrigens aus einem französischen Roman. In einer Szene wird ein Mann zum Kampf aufgefordert – worauf dieser antwortet: Pass‘ lieber auf, ich bin schwächer als du.
Schwäche ist eine Stärke, sagen die Weakerthans, machen vier, fünf Akkorde daraus und alle lieben sie dafür. Mit dabei an diesem Abend sind One Man And His Droid mit ihrem Midwest-Emo-Indie und natürlich der Spitzenentertainer Olli Schulz & Der Hund Marie, den manche aus dem Tomte-Vorprogramm kennen dürften. Zwischen den Liedern aufgepasst: Schulz und Marie haben Geschichten dabei!
Marc Peschke
Montag, 21 Uhr, Grünspan