OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
„Solange wir bereit sind, uns um dieses wunderbare Land zu kümmern, kümmert es sich auch um uns.“ Captain Invincible (Alan Arkin) ist von den Qualitäten Amerikas unbedingt überzeugt. Und was tut er nicht alles für sein Land: Er bekämpft Alkoholschmuggler, vernichtet Nazis und bringt Kindern die wahren Pfadfindertugenden bei, auch wenn die Anweisungen („Steckt das Ding in das Loch und dann immer reiben“) gelegentlich missverständlich sind. Doch Amerika weiß die Anstrengungen des Captains nicht mehr so recht zu würdigen: In den 50ern steht er plötzlich vor dem Ausschuss für unamerikanische Umtriebe und scheitert an der Frage, warum er für sein Cape die Farbe Rot gewählt habe. Vorbei ist es mit der Karriere: Der Captain wird zum Alkoholiker. „The Return of Captain Invincible“ (1982, R: Philippe Mora) parodiert die Superhelden-Filme auf drollige Weise: Weil Invincibles Erzfeind Mr. Midnight (Christopher Lee), wieder einmal in Aktion tritt, bleibt auch die Rückkehr des Captains nicht aus. Allerdings muss er das Fliegen, die Magnetkraft und sein Superhirn erst mühsam wieder trainieren, ehe er gegen Midnights Killerstaubsauger und Riesenpfirsichkerne bestehen kann. Der australische Film erweist sich nämlich als ausgesprochene Trash-Nummer: Geld war ganz offensichtlich so wenig vorhanden, dass sich die Filmemacher entschlossen, die Ärmlichkeit ihrer Produktion und der Spezialeffekte richtiggehend auszustellen und sich einen Jux daraus zu machen. Neben vielen guten und einigen schlechten Witzen wartet der Film mit diversen obskuren Musicalnummern auf, die zum Teil hörbar von jenen Leuten stammen, die auch die „Rocky Horror Picture Show“ komponiert haben. So ganz will das alles nie zusammenpassen, doch eigentlich macht das Chaos auch ganz schön Spaß.
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Zu den innovativsten klassischen Musicals gehört Vincente Minnellis „An American in Paris“ (1951) mit seinen wunderbaren Fantasysequenzen: So träumt der Komponist Adam Cook (Oscar Levant) etwa von der Aufführung seines ersten Konzertes, in der er nicht nur Pianist und Dirigent zugleich ist, er spielt auch alle übrigen Instrumente, bejubelt sich als sein eigener Zuhörer und schüttelt sich begeistert selbst die Hand. Der Höhepunkt des „Amerikaners in Paris“ ist jedoch mit dem siebzehnminütigen Schlussballett erreicht: Gene Kelly tanzt sich durch einen Tagtraum, dessen verschiedene Szenen sich in Dekors und Farbgebung am Stil berühmter französischer Maler wie Rousseau, Dufy und Toulouse-Lautrec orientieren.
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Pünktlich zum 1. Advent treten die Muppets mit ihrer charmanten Puppen-Version von Charles Dickens Klassiker „A Christmas Carol“ (1992, R: Brian Henson) in Erscheinung: Der große Gonzo erzählt die Geschichte vom hartherzigen Scrooge (Michael Caine), der von einigen Geistern die Auswirkungen seiner schlechten Taten vorgeführt bekommt und sich zum Wohltäter entwickelt. Denn Kermit und Miss Piggy leben mit ihren vielen Kindern in bitterstem Elend. LARS PENNING