: „Das ist ja das Unwichtigste“
Der Grass-Besuch hat eine inoffizielle Station
taz: Herr Drautzburg, gehen Sie heute Abend zu Grass, oder warten Sie, dass er zum Kölsch vorbeikommt?
Friedel Drautzburg, Inhaber der Ständigen Vertretung: Nein, wir sehen uns sicher vorher. Ab 16 Uhr ist er ja im Kino, da wird die Blechtrommel gezeigt, danach geht’s ins Rathaus, wo er, glaube ich, selber liest, und es einen Vortrag und Diskussion gibt …
Klingt eher nach wenig Zeit für den geselligen Teil …
Das ist ja auch das Unwichtigste. Da plaudern wir zusammen, egal, ob da nun fünf Leute mit dabei sind, oder nur wir zwei. Und das sind Gespräche, die niemanden etwas angehen.
Mag er als Nordlicht überhaupt Kölsch?
Sein Lieblingsgetränk ist es mit Sicherheit nicht. Aber wenn er zu uns kommt, nimmt er das in Kauf.
Sie kennen Grass seit 20 Jahren, nämlich seit der ‚Willy-wählen!‘-Tour …?
Das ist korrekt, 1969 war das, und im Wahlkampf 1973 gab es die zweite Auflage.
Hat er damals nicht schrecklich über Bremen geschimpft?
Nein. In Bremen sind wir, glaube ich, auch gar nicht gewesen: Das war damals ja noch eine absolute SPD-Hochburg. Die Willy Brandt-Tour ging vor allem durch CDU-dominierte Wahlkreise, weil dort noch Stimmen zu holen waren.
Und dass er den Bremer Literaturpreis nicht bekommen hat, hat keine Rolle mehr für ihn gespielt?
Im Endeffekt hatte das ja für noch mehr Aufsehen gesorgt: Dadurch, dass niemand anderes den Preis bekam, und ein Jurymitglied mit Rücktritt gedroht hatte, war das ein riesiges öffentliches Thema – und „Die Blechtromme“ bekam noch mehr Beachtung.
INTERVIEW: BENNO SCHIRRMEISTER
Die Blechtrommel, 16 Uhr, Kino 46 Vortr. & Gespräch, 18 Uhr, Rathaus