Unter neuen Fittichen

Die „ndl“ macht weiter: Der Hamburger Unternehmer, Verleger und Talkshowproduzent Peter Schwartzkopff übernimmt die Literaturzeitschrift vom Aufbau-Verlag

So ganz ist er möglicherweise doch noch nicht aufgebraucht, der Glücksvorrat der seit 1992 im Aufbau-Verlag erscheinenden Literaturzeitschrift ndl (neue deutsche literatur): Nachdem bekannt geworden war, dass sich der Aufbau-Verlag von der Zeitschrift über kurz trennen wollte (siehe taz vom 2. 12.), scheint sie nun in dem Hamburger Unternehmer und Film- und Talkshowproduzenten Peter Schwartzkopff einen neuen Verleger gefunden zu haben. Schwartzkopff, dessen Produktionsfirma dem Axel-Springer-Verlag gehört, der Geschäftspartner von Wim Wenders ist und unter dessen Federführung Talkshows wie „Sonja“ oder „Andreas Türck“ produziert wurden, erklärte sich bereit, die im zweimonatlichen Rhythmus erscheinende ndl schon ab Januar 2004 zu übernehmen. Ein entsprechendes Verlagszuhause hätte die ndl trotz der bislang eher literaturfremden Aktivitäten von Schwartzkopff auch: Erst vor kurzem hatte Schwartzkopff einen Verlag gegründet, die „Schwartzkopff Buchwerke“. Dessen Programmchef Thomas Jung sagte in einem Interview mit dem Börsenblatt, sein Verlag wolle ein Forum für Autoren aus dem deutschsprachigen Raum und der internationalen Literaturszene sein, „die sich über Konventionen kurzatmiger Trendliteratur“ hinwegsetzten und „durch einen sozial eingreifenden Schreibstil“ auffielen. So was klingt immer gut und engagiert – alles Gute macht der Mai oder will eben ein neuer Verlag –, ist bei aller Skepsis aber vielleicht genau das Richtige für die ndl. Eine ordentliche Überholung könnte ihr, wie im Übrigen vielen anderen ähnlich unvermittelt erscheinenden Literaturzeitschriften, durchaus gut tun. Statt neuem Layout oder besserer Leserführung ist bislang aber nur die Rede von einer Verjüngung des Beirats, dem u. a. Peter Härtling, Adolf Muschg und Christa Wolf angehören, und einer Ausweitung auf fremdsprachige Autoren. Dass aus der ndl nun gleich so ein schlimmes Magazin wie das kürzlich neu auf dem Markt platzierte Bücher wird, steht also nicht zu befürchten. GERRIT BARTELS