Personalchefs lassen lächeln

Der Kölner Hochschulabsolventenkongress ist ein Forum für Jungakademiker, die trotz Jobflaute noch hoffen. Firmen informieren über Einstiegsmöglichkeiten und erwarten dafür motivierte Bewerber

Von Anne Hansen

12.000 freie Stellen zu vergeben. Als Dennis Schön diese Zahl auf dem Flyer im Foyer von Halle 13 las, dachte der junge Betriebswirt: Hier bin ich richtig! Auf der größten Bewerbermesse in Deutschland, auf dem Weg in die Arbeitswelt, dem Weg ins Glück.

Ein paar Stunden später sieht die Welt schon anders aus. „Einstellungsstopp“ hieß es bei Sanofi-Aventis, und auch andere Firmen auf dem 18. Kölner Hochschulabsolventenkongress haben die Zahl der Stellen relativiert. „Man darf die Hoffnung aber nicht aufgeben“, sagt Schön und guckt in die Schale mit Süßigkeiten vor dem Stand von Masterfoods. Doch alle Snickers und Milky Ways sind vergriffen.

In Halle 13 treffen sich Studenten und Hochschulabsolventen, die trotz Wirtschaftsflaute die Hoffnung nicht aufgegeben haben. Einige marschieren im Nadelstreifenanzug durch die Halle, andere stehen schüchtern an einem der Bistrotische, lächeln Personalchefs an. Wieder andere warten bei Tchibo auf einen Kaffee. Die Schlange ist 20 Meter lang, der Kaffee ist gratis, das muss man mitnehmen.

Helene Korsch wartet schon seit einer Viertelstunde auf ihren Kaffee. „Wahrscheinlich braucht man auch später Durchhaltevermögen“, sagt sie und lächelt ein wenig schief. Die 24-Jährige studiert Internationale Betriebswirtschaftslehre und wird im September 2005 ihren Abschluss machen. Den Hochschulabsolventenkongress finde sie gut, sagt sie: viele Firmen, viele Infos und hoffentlich viele Kontakte, die man jetzt schon knüpfen kann. Einen Haken habe das Ganze jedoch. „Ich befürchte, dass es später auf dem Arbeitsmarkt nicht so rosig wird, wie es hier aussieht“, sagt sie. „Man muss sicher das nehmen, was einem geboten wird, auch wenn man dafür überqualifiziert ist.“

In dem Moment läuft ein orangefarbenes Känguru von Obi vorbei und ruft: „Mehr Zukunft gestalten – kommt an den Stand K/L 2.“ K/L 2 ist einer der Stände, die mit Reklameschildern, Flyern und originellen Slogans auf sich aufmerksam machen. „Direkt verantwortlich“, heißt es bei Aldi, mit „Ideen nach vorn“ wirbt die Commerzbank, wenn man „in Führung gehen“ will, ist man bei Lidl richtig, und bei der Dresdner Bank lächelt ein Model von einem der Plakate herab. „Persönlichkeit trifft Perspektive“, steht darunter.

„Hört sich gut an“, sagt ein junger Mann. Er möchte seinen Namen nicht nennen, für seinen Arbeitgeber in Frankfurt sei er heute krank, sagt er. Zur Messe sei er gekommen, weil sein Vertrag nur bis Ende 2005 gehe – Übernahme ungewiss. „Ich hoffe, ich finde einen neuen Job, wenn ich nicht dort weiter arbeiten kann“, sagt er. „Und wenn nicht, gehe ich ins Ausland, um mein Englisch aufzubessern. Viele Firmenvertreter hier haben gesagt, dass man sich ohne Englisch gar nicht erst zu bewerben braucht.“

Das Tabakunternehmen British American Tobacco (BAT) hat eine Lucky Strike-Lounge aufgebaut. Ein DJ legt Musik auf, junge Hochschulabsolventen sitzen auf bunten Hockern, rauchen und informieren sich über Einstiegsmöglichkeiten bei dem Fluppenhersteller. „Um bei uns eingestellt zu werden, muss man nicht rauchen“, sagt Petra Niegel von der Personalabteilung. Sie selbst rauche zwar, aber das habe sicher nicht zu ihrer Anstellung geführt, sagt sie und lacht.

Rund zehn Trainee-Stellen hat BAT zu vergeben. Auf der Messe können die Bewerber ihre Unterlagen abgeben und sich über die Firma informieren. Bewerbungsgespräche finden aber nicht statt. „Viele der Studenten sind auch dermaßen schlecht vorbereitet, dass man sich nicht vorstellen kann, wo die mal arbeiten sollen“, sagt Niegel. Ein junger Mann habe sie vorhin sogar gefragt, was BAT überhaupt mache. „Das war wirklich die Höhe“, sagt sie und schüttelt den Kopf.