Affenversuche: Prüfung abgeblockt

Gesundheitsressort will Tierquälerei an der Uni ein weiteres Jahr erlauben. Eine inhaltliche Prüfung, ob die Affen-Experimente noch gerechtfertigt sind, gab es nicht. SPD und CDU verweigern Diskussion. Tierschützer und Grüne protestieren

Bremen taz ■ Die Hirnforscher an der Bremer Universität sollen nach dem Willen von SPD und CDU ein weiteres Jahr an Makaken-Affen experimentieren dürfen. Eine entsprechende Vorlage des Gesundheitsressorts nahm die Deputation gestern diskussionslos zur Kenntnis. Die Forderung der Grünen nach einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Versuchen blockte die große Koalition ab. Per Abstimmung entschieden SPD und CDU-Deputierte zudem, nicht, wie von den Grünen verlangt, über die Fortsetzung abzustimmen. Es handele sich nicht um einen neuen Antrag, also habe auch kein Anlass für Diskussionen oder gar eine Abstimmung bestanden, begründete Helga Ziegert (SPD). „Oberfeige“, konterte die grüne Wissenschaftspolitikerin Silvia Schön.

Die bisherige Genehmigung für die Affen-Experimente ist drei Jahre alt und läuft Ende des Monats aus. Gesundheitssenatorin Karin Röpke (SPD) will in den nächsten Tagen endgültig über den Verlängerungsantrag entscheiden. Eine inhaltliche Prüfung der Versuche hat die Behörde dabei nicht vorgenommen. „Das können wir gar nicht“, begründet Röpkes Sprecherin Heidrun Ide. „Ein Wissenschaftler muss seine Arbeit nicht von der Politik kontrollieren lassen“, betont der Sprecher des Wissenschaftsressorts Rainer Gausepohl: „Forschungsfreiheit“.

„Haarsträubend“, erwidert Ursula Sauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes. Schließlich habe der Gesetzgeber vor zwei Jahren den Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Seither könnten sich die Behörden nicht mehr auf eine unbeschränkte „Forschungsfreiheit“ zurückziehen. Sie seien gesetzlich verpflichtet, den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und dessen Bedeutung für die Allgemeinheit gegen das Leiden der Tiere abzuwägen. Dies habe etwa der hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel erst im Juni bestätigt. Das Urteil habe man damals auch dem Bremer Gesundheitsressort zugesandt.

Auch im Bereich der Hirnforschung habe die Entwicklung tierversuchsfreier Forschungsmethoden zudem große Fortschritte gemacht. „Eine seriöse Genehmigungsbehörde“, sagt Sauer, „hätte sich nach drei Jahren Affenversuchen die Ergebnisse vorlegen lassen und dann neu diskutiert.“ Kreiter habe bisher lediglich „Detailkenntnisse aus dem Bereich der neurobiologischen Grundlagenforschung“ publiziert. Den Nutzen davon, sagt sie, „konnte noch niemand schlüssig beantworten.“

Vor einem Jahr habe die Bremer Uni zudem einen mehrere Millionen Euro teuren Kernspintomographen angeschafft, ausdrücklich mit der Begründung, dass sich die Zahl der Affen-Experimente damit reduzieren ließe. „Kreiter muss erklären, wie er jetzt dazu beitragen wird“, fordert Sauer.

Das indes wird wohl noch dauern. Eine Information der Wissenschaftsdeputation zum Thema Affenversuche, bestätigt Wissenschafts-Sprecher Gausepohl, sei derzeit nicht vorgesehen. Bislang hätten die nicht-invasiven Experimente mit Affen im Kernspintomographen noch gar nicht begonnen.

Die Affenversuchs-Station am Hochschulring, befürchtet Schön, könne so zu einer „Dauereinrichtung“ werden. „Jedesmal, wenn Sie etwas herausgefunden haben, haben Sie mehr Fragen als zuvor“, sagt Klaus Pawelzik, Sprecher des Zentrums für Kognitionswissenschaften. Und: „Wir wollen uns eher ein bisschen etablieren in Bremen.“

Armin Simon