soldaten sind elektriker aus coesfeld von WIGLAF DROSTE
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Es gibt viele Fälle von unzivilisiertem Verhalten, das Anduzen wildfremder Menschen zählt dazu. „Wir bitten euch: Lernt Deutsch!“, sprach der bayerische Innenminister Günther Beckstein zu Leuten, die er nicht kannte. Es gibt ein egalitäres Du und ein autoritäres – Beckstein sprach von oben nach unten. Was aber könnte man von diesem Mann lernen? Das gute deutsche Wort Abschiebung?

Auch Becksteins Brandenburger Kollege Jörg Schönbohm surft auf Oberwasser. „Die müssen sich anpassen!“, knatterte er ins Fernsehen. „Die“, das sind alle, die nicht schönbohmdeutsch sind. An wen und an was müssen sie sich anpassen? An Jörg Schönbohms Kasernenhofvorstellungen vom Leben? Nur wer das nicht tut, hat die Chance, vielleicht so etwas zu werden wie ein Mensch. Gesellschaften, in denen aggressiv Eingeschränkte wie Beckstein und Schönbohm etwas zu bestimmen haben, können sich auf Zivilisiertheit nichts einbilden.

Die Deutschen, die aus Prinzip mehr wert sein wollen als jeder Nichtdeutsche, haben gerade genug Grips und Bildung, dass es zum Fernsehkucken und Telefonieren reicht – aber sie sind ja Deutsche, und sie glauben, das sei schon etwas. Es gibt in Deutschland genauso viele dumme, nervtötende Ausländer wie Inländer – unter beiden haben die klügeren und sozial verträglicheren In- und Ausländer zu leiden. Wer aus der Angehörigkeit zu einer Nation einen Führungsanspruch ableitet, sollte ins Neandertal ziehen.

Auf den Islam, der so blöd ist wie jede Religion, mit dem reflexhaften Ausschreien des Christentums zu reagieren, ist das Falscheste, das man tun kann. Es gönge ja im Gegenteil um die Säkularisierung der Welt, um die Befreiung des Menschen vom Joch religiöser Einschüchterung und Drangsal. Aber der deutsche Spießer, ob er nun die Grünen wählt oder gleich die CSU, hat Angst, das ist sein Wesen, und in seiner Angst vor dem Absturz klammert er sich an bewährte Wahnvorstellungen.

Dabei reicht doch der unverstellte Blick auf die Wirklichkeit aus zum Erkennen der Lage. In Coesfeld haben deutsche Soldaten Krieg gespielt, mit Geiselnahme und Folter und allen Schikanen. Groß ist die Empörung darüber, dass Repräsentanten der deutschen Zivilgesellschaft einander zufügten, was sie sonst nur anderen antun, und das heuchlerische Erschrecken nimmt kein Ende: Huch, es sind ja nicht nur schwangere amerikanische Frauen in Uniform, die foltern – der ganz normale deutsche Soldat kann es auch. Wenn Verteidigungsminister Struck wie angekündigt jeden Folterknecht aus der Bundeswehr entlassen will, bleibt keiner mehr übrig – nur noch Peter Struck, die gefürchtete Ein-Mann-Mundgeruch-Armee.

Folter bei der Bundeswehr? Selbstverständlich: Bundeswehr ist Folter. Und auch sonst weiß man doch, wo und mit wem man hier lebt. Es gehört ein gewalttätiges Verdrängungspotential dazu, die deutsche Wirklichkeit für eine feine Sache zu halten, die von außen bedroht wird.

Das bisschen Zivilisiertheit in Deutschland steht tatsächlich zur Disposition – es ist bedroht von denen, die es unter Berufung auf ihnen hoch willkommene islamistische Gefahrenspender abschaffen wollen.