: NRW auf Dauerwerbesendung
Mit Hochglanz-Reklame und teuren Kampagnen wollen die nordrhein-westfälischen Parteien die Landtagswahl 2005 gewinnen. Regierung und Opposition setzen auf renommierte Werbeagenturen
VON MARTIN TEIGELER
Nordrhein-Westfalens rot-grüne Koalition wird demnächst beworben wie Eiscreme und Autos. SPD und Grüne haben sich für die Landtagswahl am 22. Mai kommenden Jahres die Dienste zweier bekannter Werbeagenturen gesichert. Die Berliner Reklamefirma „Zum Goldenen Hirschen“ macht sonst Kampagnen für BMW oder Nestlé – im kommenden Frühjahr ist die Agentur für die NRW-Grünen kreativ. Das Düsseldorfer Unternehmen „Butter“ zählt Marken wie Mövenpick und debitel zu seinen Kunden – nun preisen die PR-Experten die Verdienste der SPD an. Auch die Oppositionsparteien CDU und FDP arbeiten mit renommierten Werbeagenturen zusammen.
Den nordrhein-westfälischen Liberalen steht im Wahlkampf die Agentur „von Mannstein political communication“ zur Seite. „Wir haben mit von Mannstein eine Agentur der Kommunikations-Champions-League gewonnen“, sagt FDP-Generalsekretär und Kampagnen-Leiter Christian Lindner. 10 Prozent plus x lautet das Ziel der Blau-Gelben, die nach der Wahl eine Regierung mit der CDU bilden wollen. Passend dazu hat Agentur-Chef Coordt von Mannstein zahlreiche Kampagnen für die CDU durchgefochten. Auf insgesamt mehr als 50 Wahlkämpfe im In- und Ausland kommt das Unternehmen. 1996 war sie maßgebend an der Wiederwahl des russischen Präsidenten Boris Jelzin beteiligt. „Wahlkampf ist etwas Besonderes“, sagt von Mannstein.
„Das ist ein spannender Job mit einem sehr aufgeräumten Kunden“, sagt Frank Stauss, geschäftsführender Gesellschafter und Kreativchef der Düsseldorfer Werbeagentur Butter. Der Kunde ist die SPD. Bis vor wenigen Wochen sahen die seit 1966 in NRW regierenden Sozialdemokraten in allen Umfragen wie der sichere Verlierer der Landtagswahl aus. Neuerdings haben sich die Genossen wieder stabilisiert. Er gehe davon aus, dass der „aufgeräumte Kunde“ SPD die Wahl gewinnen werde, sagt Stauss. Das liege auch am sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Peer Steinbrück, den er im direkten Vergleich mit CDU-Herausforderer Jürgen Rüttgers deutlich vorn sieht. „Klar werden wir mit Steinbrück arbeiten“, deutet Stauss eine personalisierte Kampagne an. Bereits beim Programmkonvent der NRW-SPD in der vergangenen Woche wurden die Delegierten von großformatigen Steinbrück-Postern begrüßt. Zum genauen Wahlkampfkonzept will Stauss noch nichts sagen. Daran arbeiteten noch rund 20 Mitarbeiter der Agentur. Butter – benannt nach dem Düsseldorfer Firmengründer Werner Butter – hat einige Erfolge im Auftrag der SPD vorzuweisen. So betreute die Agentur im Jahr 2001 die erfolgreiche Wahlkampagne des SPD-Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit. Butter-Kreativchef Frank Stauss arbeitete zuvor neben anderen Kunden für die DDR-Opposition im Volkskammerwahlkampf 1990 und war 1992 Assistent der erfolgreichen Präsidenschaftskampagne von Bill Clinton in den USA.
„Wir werden eine junge, freche, grüne Kampagne machen“, sagt Cornelis Stettner, bei der Berliner Agentur „Zum Goldenen Hirschen“ für das Creative Planning zuständig. Bevor die Öffentlichkeit mehr über die Reklamestrategie für die NRW-Grünen erfährt, sollen zunächst die grünen Führungsgremien das Konzept abnicken. Die „Hirschen“ entwarfen der Ökopartei bereits den Werbefeldzug zum Bundestagswahlsieg 2002. Bei der letzten Landtagswahl setzten die Grünen noch auf eine PR-Agentur aus Wuppertal. Der damalige Slogan „Schwarze Kassen. Roter Filz. Grün wählen“ zog nicht so richtig. Der kleine Koalitionspartner der SPD musste im Jahr 2000 Verluste hinnehmen.
Aus der Parteizentrale der CDU-NRW war gestern nicht zu erfahren, welche Agentur die Rückkehr der Konservativen an die Macht betreuen soll. Bei der Kommunalwahl hatte die CDU mit der Düsseldorfer Werbeagentur McCann Ericsson kooperiert. Auch dort herrscht offenbar Unklarheit darüber, ob man auch die Landtagswahl-Kampagne übernehmen wird. Ein Firmenvertreter zur taz: „Wir arbeiten projektbezogen mit der CDU zusammen. Wegen der Landtagswahl sollte so langsam eine Entscheidung fallen.“