: Deutsche Realität
Im Jüdischen Museum erfährt man vom „Überleben im Dritten Reich“, in Lichterfelde geht‘s um die „Arisierung“
Zwischen 10.000 und 15.000 Juden haben sich nach Recherchen von Wolfgang Benz zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland versteckt. Mit der Hilfe von nichtjüdischen Deutschen entkamen allein in Berlin rund 1.500 von ihnen der drohenden Verschleppung und Ermordung. Der Autor beschreibt in seinem Buch „Überleben im Dritten Reich – Juden im Untergrund und ihre Helfer“ (das er heute Abend im Jüdischen Museum vorstellt), die verschiedenen politischen oder religiösen Motive der couragierten Helfer und ihre Taktiken, die Verfolgten zu retten. Auch wer Verrat und Gestapo entkommen konnte, musste spätestens durch den ständigen Quartierswechsel Haus und Besitz schutzlos zurücklassen. Vom Besteck bis zum Pkw fiel das Eigentum an die Nazis, wurde versteigert und spülte so Kapital in die Kriegskassen Hitlers. Die „Arisierung“ jüdischen Eigentums ist bis zum 25. Januar das Thema einer Ausstellung im Haus der Weiterbildung des Rathauses Lichterfelde. Ab heute sind dort banale Alltagsgegenstände wie Möbel und Schmuck ausgestellt. Unverdächtig klingt eigentlich auch der Swing, der aber den Nazis keineswegs in ihre Gleichschaltungspläne passte. Wer diese Musik und den Tanz dazu mochte, musste schon in verborgene Nischen abtauchen. Nachzulesen ist die Geschichte in „Getanzte Freiheit – Swingkultur zwischen NS-Diktatur und Gegenwart“, das Mitherausgeber Gordon Uhlmann gleichfalls heute bei der Verbrecherversammlung im Kaffee Burger vorstellt. Im Anschluss an die Lesung spielen Lady and the Tramps aus London – und die spielen natürlich keine deutsche Marschmusik. Nein. Die spielen Swing. MAH