Bildung begraben

HWP und Uni-Fachbereich Sozialwissenschaften streiken aus Protest gegen ihre Fusion und den Sparzwang in der Bildung. Studierende sprengen Moderationsprozess

„Das ist hier ja wie 1968.“ Hans-Georg Schultz-Gerstein, Präsident der Bundeswehr-Uni, war baff, als gestern etwa 80 Studierende den Moderationsprozess zur Fusion der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) mit den Uni-Fachbereichen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sprengten. Moderator Schultz-Gerstein lehnte die Forderung der Studierenden nach stärkerer Beteiligung im Gremium ab und löste die Sitzung kurzerhand auf.

Zuvor hatten die HWP und der Fachbereich Sozialwissenschaften der Uni zum Streik aufgerufen. Mir symbolischen Begräbnissen, Diskussionen und Transparenten protestierten Studierende beider Hochschulen gestern gegen die vom Senat beschlossene Fusion sowie die bundesweiten Mittelkürzungen in der Bildung. Auslöser der Protestaktion im Weltwirtschaftsarchiv, wo die Moderations-Runde tagte, war „ein Rausschmiss“, berichtete Martin Dolzer vom Studierendenausschuss (AStA) der HWP. Am Morgen hatten Vertreter des Verwaltungspersonals und der wissenschaftlichen Mitarbeiter Einlass zu der Sitzung gefordert. Die Teilnehmer – neben den Vize-Präsidenten die Dekane der betroffenen Fachbereiche und jeweils ein Studierender – verwiesen die Protestler jedoch per Abstimmung des Raumes.

„Skandalös“, findet AStA-Sprecher und Gremiumsmitglied Bela Rogalla, „dass dem Mittelbau nicht einmal Beobachterstatus gestattet wird“. Die Hochschulmitarbeiter sorgen sich um ihre Arbeitsplätze. Schultz-Gerstein räumte ein: „Personelle Einsparungen bei Doppellehrangeboten können nicht ausgeschlossen werden.“ Die HWP-Studierenden befürchten, dass mit der Selbständigkeit ihrer Hochschule auch das rare Angebot verloren geht, über den zweiten Bildungsweg zu studieren. Angela Oels, Assistentin am Politik-Institut der Uni, warnte, die Beratungen hinter verschlossenen Türen würden bei den Betroffenen Misstrauen und Ängste vor der Fusion schüren. Sie forderte darum: „Wir wollen den Prozess mitgestalten.“

Dem Wunsch erteilte Schultz-Gerstein eine Absage. Der „kleine Zwischenfall“ werde sich nicht auf das Gremium auswirken. Zugleich betonte er, im Moderationsprozess dürften „gar keine Entscheidungen getroffen werden“. AStA-Sprecher Rogalla aber widerspach: „Hier werden Fakten geschaffen.“ EVA WEIKERT