: Stufe drei von sechs
PANDEMIEPLAN Angesichts der näher rückenden Schweinegrippe haben die deutschen Behörden die dritte Stufe des Pandemie-Plans ausgerufen. Welche Maßnahmen sieht dieser Plan vor?
BERLIN taz | Die Schweinegrippe hat Europa erreicht. Ein Student, der sich bis vor Kurzem noch in Mexiko aufhielt, habe sich mit dem Schweinegrippevirus infiziert, teilte das spanische Gesundheitsministerium am Montag mit. Dennoch versucht man im Bundesgesundheitsministerium, die Lage zu beschwichtigen: „Eine unmittelbare Gefährdung besteht nicht“, sagt der Sprecher des Ministeriums, Klaus Vater. Gleichwohl sei inzwischen der sechsstufige Pandemie-Plan angelaufen.
Derzeit gilt die Stufe drei. Sie wird auch als pandemische Warnperiode bezeichnet. Konkret heißt das: Menschen infizieren sich mit einem neuen Subtypus eines Krankheitserregers – aber nur bei engen Kontakt. Für die Stufe drei ist auch kennzeichnend, dass im eigenen Land noch keine Infektionsfälle aufgetreten sind. Ein Ziel in dieser Phase ist, besonderes Augenmerk darauf zu legen, ob das Virus auch hierzulande in Erscheinung.
„Wir haben, so wie es auch in den anderen Bundesländern geschehen ist, den Flughafen informiert, berichtet Rico Schmidt, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Sollte dort ein Verdachtsfall gemeldet werden, werde sich der auch für den Flughafen zuständige hafenärztliche Dienst darum kümmern. Auf den Berliner Flughafen Tegel hat das Sicherheitspersonal in den Ankunftsbereichen die Aufgabe übertragen bekommen, bei Passagieren auf Grippesymptome zu achten. Sollten Passagiere auffällig sein und zudem aus Mexiko anreisen, würden sie „umgehend separiert“ und in die Klinik gebracht, berichtet Berliner Flughafensprecher Ralf Kunkel. An den großen Flughäfen werden inzwischen auch Informationen an die Passagiere verteilt. Sie sind gefordert, selbst darauf zu achten, ob bei ihnen verdächtige Krankheitssymptome auftreten.
Beruhigend sind die Meldungen, dass die Antigrippemittel Tamiflu und Relenza bei der Schweinegrippe wirksam sind. Infolge der Vogelgrippe haben in den vergangenen Jahren viele Staaten große Vorräte von diesen Medikamenten eingelagert. In Berlin zum Beispiel kann im Ernstfall ein Fünftel der Bevölkerung damit behandelt werden.
Sieben Stunden dauert es, bis mittels eines Schnelltests nachgewiesen werden kann, ob eine Infektion mit dem Schweinegrippevirus vorliegt. Die übrigen Passagiere und die Flugzeugcrew werden dann informiert. Bei einem positiven Ergebnis müsste aber auch die Pandemiephase vier ausgerufen werden. „Die räumliche Ausbreitung ist noch sehr begrenzt“, heißt es dazu in dem Nationalen Pandemieplan. In der Phase vier soll daher noch versucht werden, das Virus „innerhalb eines umschriebenen Herdes einzudämmen“.
Auch die Phase vier und fünf – Infektionen treten schon an verschiedenen Orten auf – gehören noch zur Warnphase. Erst in der Phase sechs ist der Pandemiefall eingetreten. Dann ist unter anderem mit drastischen Einschränkungen der Reisefreiheit zu rechnen.
Die Einstufung in den Epidemieplänen geht auf die Weltgesundheitsorganisation zurück. Die weltweite Angst vor einer Ausbreitung der Vogelgrippe hatte die Erarbeitung von Epidemieplänen beschleunigt. Den Nationalen Epidemieplan für Deutschland veröffentlichte das Robert-Koch-Institut vor vier Jahren. Er liefert die Richtschnur, wie bei einer drohenden Epidemie vorzugehen ist. Da für die Maßnahmen die Bundesländer zuständig sind, enthält der Nationale Epidemieplan auch Angaben darüber, wie eine Zusammenarbeit und Koordination der zuständigen Stellen möglich ist.
Die Bundesländer haben eigene Epidemiepläne aufgestellt. „Unsere Maßnahmen haben wir mit dem Robert-Koch-Institut abgestimmt“, sagt Susanne Rothenhöfer, Sprecherin des hessischen Sozialministeriums: „Das wird auch künftig so geschehen.“ WOLFGANG LÖHR