: Movie Park Germany setzt auf einen Schwammkopf
Der Movie Park Germany hat nach Verlust des früheren Lizenzgebers Warner Brothers nach langem Ringen ein neues Programm zusammen gestellt. Das Ziel der professionellen Spaßmacher: Familien ansprechen, um nach schwachen Jahren wieder steigende Besucherzahlen zu verzeichnen
BOTTROP taz ■ Heidi, der Ziegenpeter und die Biene Maja sind es dann doch nicht geworden. Die Figuren, die General Manager Timothy L. Ruedy noch Ende August als mögliche Hauptattraktionen für den Movie Park Germany in Bottrop ins Gespräch gebracht hatte – sie hätten auch nicht gepasst zu dem Image der auf US-amerikanische Unterhaltung ausgerichteten Spaßfabrik. Statt schweizerische Kinderfreuden zu bieten, setzt das ehemalige Warner Brothers Movie World auch nach dem Verlust der Warner-Lizenzen und dem Verkauf an die britische Finanzgruppe Palamon Capital Partners auf Stars aus Übersee: Die neuen Aushängeschilder des Parks sind das Eichhörnchen Scrat, das Faultier Sid und das Mammut Manny aus dem Kinofilm Ice Age sowie der Schwammkopf SpongeBob aus der gleichnamigen Zeichentrickserie.
Stolz auf die Wahrung der Tradition präsentierte Ruedy gestern im eigens zur „event location“ umgetauften Lokschuppen Bottrop unter Feuerfontänen das neue Konzept: Die Ice Age-Helden bekommen eine neue Wildwasserbahn, SpongeBob erscheint im 4D-Kino, dazu gibt es einen neuen Flugsimulator. „Besonders für Familien sind das fantastische Neuheiten“, befand Ruedy.
Der Parkchef hat hart kämpfen müssen, um die Lizenzen für seine neuen Charaktere zu erwerben – schließlich stand sein Park nach dem Verlust von Batman und Bugs Bunny fast gänzlich ohne Figuren da, keine ideale Ausgangsposition für Verhandlungen mit neuen Lizenzgebern. Dass die ursprünglich für Anfang November geplante Präsentation auf das Monatsende verschoben werden musste, sei allerdings nicht das Problem des Parks gewesen, versichert Marketing Direktor Kolja Platen: „Grund war ein internes Abstimmungsproblem bei der 20th Century Fox, die uns die Ice Age- Rechte verkauft hat.“ Über den Kaufpreis haben die Partner Stillschweigen vereinbart, Platen gibt allerdings zu: „Das nimmt sich nicht allzu viel mit den Warner-Rechten.“ Zehn Millionen Euro investiert Palamon im kommenden Jahr, weitere Investitionen sieht ein Fünfjahresplan vor.
Marketing-Mann Platen hält das Bottroper Wonderland mit dem neuen Paket gut aufgestellt: Nachdem in den vergangenen Jahren die Besucherzahl etwa um 100.000 Gäste unter der angepeilten Marke zurück blieb, will der Park ab 2005 wieder Zuwächse verzeichnen. Dazu soll durch den Wegfall von Rabatten auch der Umsatz mit der Stammkundschaft erhöht werden. Der Investor wird die Entwicklung genau beobachten: Palamon kalkuliert mit einem Engagement von fünf bis sieben Jahren, bis dahin soll der Park rentabel laufen und gewinnbringend verkauft werden. „Allerdings haben die auch eine Exit-Strategie, wenn es bis dahin nicht läuft“, gibt Platen zu.
Vor allem Familien sollen helfen, den Exit zu vermeiden: „Bei den neuen Attraktionen ist nichts dabei, wo nicht auch die Mutter mit drauf gehen kann“, sagt Platen. Es sei nicht das Ziel, für einige wenige Enthusiasten den ultimativen Kick anzubieten, sondern ein möglichst breites Publikum zu erreichen.
Fachleute halten den Wechsel vom Actionpark zu mehr Beschaulichkeit für durchaus machbar: „Jeder Park versucht natürlich, sich als einzigartige Marke zu positionieren. Eine leichte Verschiebung des Focus ist dabei aber möglich“, sagt Ulrich Müller-Oltay, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU). Die teuren Lizenzkäufe hält er für notwendig: „In der Branche gibt es einen Zwang, ständig zu investieren“, sagt er. Selbstverständlich werde der Movie Park mit der neuen Strategie in Zukunft wieder gut dastehen, versichert Müller-Oltay. Den einzigen Haken bei der Sache nennt er allerdings selbst: „SpongeBob und Ice Age kenne ich ehrlich gesagt nicht.“ KLAUS JANSEN