: Stabil sein wie ein Baum
Während der Herbstwind die Ziegel vom Dach pustet, bleiben Eichen und Linden standhaft! Sie trotzen den Naturgewalten, verstehen es bestens, mit wenig Material stabil zu bleiben. So mancher Architekt hat sich schon vor langer Zeit orientiert an Buche, Eiche und Platane. Antonio Gaudi baute in seiner Kathedrale der Sagrada Familia in Barcelona beispielsweise verzweigte Pfeiler ein.
Die Devise des Baums: „Wachsen nur, wo es nötig ist“. Dort, wo die Äste oder der Stamm besonders stark belastet sind, lagert sich mehr Holz ab als anderswo. Der Karlsruher Physiker Claus Mattheck hat diese „Leichtbauweise“ entschlüsselt und in einem Computerprogramm simuliert. Deshalb hat mittlerweile fast jeder mit diesem Bionik-Projekt in seinem Alltag zu tun.
Mit Hilfe der Software berechnen Ingenieure, wo sie besonders viel und wo besonders wenig Stahl einsetzen sollten – um Druck- oder Zugkräfte in den Griff zu bekommen. Dabei kann es sich um ein Auto, einen Stuhl oder eine Waschmaschine handeln. Die Produkte halten somit extremen Belastungen stand, wiegen aber viel weniger als noch vor einigen Jahren. Das schont auch den Geldbeutel.
Selbst so manches künstliche Hüftgelenk und Zahnimplantat hat heutzutage vieles gemein mit den grünen Waldriesen: Auch bei solchen medizinischen Produkten wird Material gespart, wo immer es geht. Und trotzdem darf der Patient laufen oder kauen, so viel er kann und mag. LISA SCHULZE